Sehnsuchtsorte: Olaf Schulz‘ „Natur-Heiligtümer in Deutschland“

Sehnsucht nach einer unbeschädigten Natur beflügelte König Ludwig II. Der Märchenkönig befand sich dabei in guter Tradition: Die heile Natur war schon den Menschen in grauer Vorzeit heilig. In Naturheiligtümern verehrten die Steinzeit-Menschen ihre Götter, später waren es die Kelten, noch später die Römer, und die Christen bedienten sich des heidnischen Erbes für ihre Gottesverehrung.

 

In dem Bildband „Natur-Heiligtümer in Deutschland“ hat Olaf Schulz die wichtigsten zwischen Alpen und Ostsee zusammen getragen. Es sind Berge und Quellen, Teiche und Bäume, Moore und Höhlen – allesamt Kraftorte, die nach Meinung des Autors die Seele berühren und Einblick in eine ferne, längst vergangene Zeit gewähren. Schulz stellt berühmte Kultorte vor wie die Externsteine im Teutoburger Wald, monumentale Sandsteinformationen, die für den Anthroposophen Rudolf Steiner „Sitz der deutschen Volksseele“ waren.  Oder den Brocken im Harz, den Goethe im Faust zum Hexentanzplatz machte. Den Ipf bei Bopfingen am Rande des Rieser Meteoritenkraters, der von einem frühkeltischen Fürstensitz gekrönt war. Den heiligen Berg Andechs, von alters her ein Wallfahrtsort – nicht nur für Bierselige. Christliche Legenden ranken sich um manches Naturheiligtum wie die Quelle des hl. Landelin zu Ettenheimmünster, die nach dem Märtyrertod des Einsiedlers zu sprudeln begann oder die Balzer Herrgott-Buche bei Gütenbach, die den Körper des Gekreuzigten in ihren Stamm aufnahm.
Schulz erzählt aus der Geschichte, zitiert Legenden und Anekdoten und präsentiert seine „Fundstücke“ in Bildern, die verständlich machen, warum er dieser mystisch überhöhten Natur  mit solcher Ehrfurcht begegnet.  
Info: Olaf Schulz, Natur-Heiligtümer in Deutschland, blv, 160 Seiten, 29,90 Euro, ISBN 978-3-8354-0375-8        

Ein Kommentare
  • Heiko Günther
    Januar 21, 2009

    Das Buch : Naturheiligtümer von Olaf Schulz ist sehr lesenswert. Ich verschlang es förmlich.Sehr interessant fand ich die Sache mit seinem Regenschirm, der plötzlich an einem Naturheiligtum unter Spannung stand, als es regnete.Schade, dass im Buch die rund 400 Jahre alten knorrigen Eichen keinen Platz mehr gefunden haben.Auch der 250 Jahre alte weiße Maulbeerbaum von Schermen bei Burg in Sachsen-Anhalt hinter dem Kirchhof wäre ein interessanter Ort…Aber da findet Olaf Schulz bestimmt wieder ein Buchthema für diese Bäume…?!

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert