Brückenschlag: Halide Edip Adivars „Die Tochter des Schattenspielers“

Halide Edip Adivar, 1884 in Istanbul geboren, hat sich schon früh für die Rechte der Frauen eingesetzt. Ihr Roman „Die Tochter des Schattenspielers“ ist ein starkes Plädoyer für die Selbstbestimmung und für kulturelle Toleranz und heute so aktuell wie 1935, als er erstmals erschien.

Es ist die Geschichte einer jungen Frau, die sich selber finden muss, ehe sie sich zu ihrer Liebe bekennen kann. Als Enkelin eines sittenstrengen Mullahs hat sie es in der Zeit des Umbruchs doppelt schwer, sich westlichem Denken zu öffnen. Und doch gelingt der Tochter des lebenslustigen Schattenspielers der Brückenschlag zwischen den Kulturen. Adivars großer Entwicklungsroman führt zurück in die Zeit des historischen Wandels, als die alte Türkei verschwand und mit ihr die Vorstellung von einer fest gezurrten Weltordnung: „Unser Staat war eine riesige gut funktionierende Mühle,“ sagt der Pascha, „in der die einzelnen zu Körner einheitlicher Größe zermahlen wurden“. Rabia hat sich aus dieser Mühle befreit, auch dank ihres Vaters, der schon immer ein freier Geist war.
„Die Tochter des Schattenspielers“ ist ein Sittenbild aus einer längst vergangenen Zeit, aber zugleich auch eine Mahnung an die nachfolgenden Generationen, nicht zu verspielen, was einst so hart erkämpft worden ist. 
Info: Halide Edip Adivar: Die Tochter des Schattenspielers, Manesse, 573 S., 24,90 Euro 

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