Diese Frau hat viele Leben gelebt aber nur einen geliebt: Lion Feuchtwanger, den Schriftsteller, der ihr viel zugemutet hat – ein unstetes Leben und zahllose Geliebte. Doch immer war sie für ihn da, hat ihn gerettet, sein Leben in den Wirren des Exils und sein Werk nach seinem Tod.
Marta Feuchtwanger war eine starke Frau, emanzipiert im besten Sinn des Wortes, Lebenspartnerin, Beraterin, Sachwalterin. Manfred Flügge hat dieser Frau, die hinter Feuchtwangers Frauenfiguren aufscheint, ein dickes Buch gewidmet mit vielen bislang wenig bekannten Einzelheiten über das jüdische Erbe, das Eheleben, die Freunde, das Exil.
Flügge hat gründlich geforscht, er macht Zeitgeschichte und Schicksale lebendig und aus Martas Leben den Roman einer ganzen Generation. Die Leser begegnen den Künstlern im Exil, sie erleben die legendäre Zeit im französischen Sanary, die vielen unbekannten Leiden der Internierten, den Aufbruch in die Neue Welt und die Gettosituation der deutschen Exilanten in Kalifornien. Im gastlichen Haus der Feuchtwangers gingen sie alle ein und aus: das Ehepaar Brecht-Waigel, die Werfels, die Manns…
Flügge zeichnet die Jüdin und Weltbürgerin Marta Feuchtwanger mit viel Sympathie, er lässt der passionierten Skifahrerin gerne ihre Eigenheiten, den Sport, den sie zum Ausgleich braucht. Aber hin und wieder erliegt auch der Biograph der Versuchung, den großen Dichter in den Vordergrund zu rücken und Martas Leben aus seiner Sicht zu schildern. Erst nach dem Tod Lion Feuchtwangers tritt Marta tatsächlich aus seinem Schatten, wird zu einer Ikone der Literatur, bewundert und geehrt und bis zu ihrem Tod eine leidenschaftliche Verfechterin des Feuchtwanger-Werkes.
Manfred Flügge: Die vier Leben der Marta Feuchtwanger, Aufbau, 422 S., 24,95 Euro