Der Anfang ist mehr eine Geschichte der Elke Heidenreich und wie sie zur Oper und dabei auch zu Guiseppe Verdi kam. Dabei droht sich die Autorin in Reminiszenzen an die eigene Jugend zu verlieren. Doch sie kriegt die Kurve, keine Angst, und dann erzählt das Buch davon, was von Verdi, dem von Heidenreich so sehr geliebten Opernkomponisten noch da ist in der Emilia Romagna und anderswo in Italien, hundert Jahre nach seinem Tod.
„Alles“, befindet Heidenreich und die Fotografien von Tom Krausz, schön wie gemalt, unterstützen diese Aussage. „Jeder noch so kleine Ort hat eine Via Verdi, eine Verdistraße. In jeder Verdistraße gibt es entweder einen Blumenladen oder eine Salumeria, die nach Verdi heißt und natürlich gibt es dann auch eine Salame Verdi, die Verdi-Salami. Er ist im Caffe Verdi auf den Zuckertütchen zum Espresso abgebildet, er ist im Hotel Verdi auf den Shampoo-Flaschen und Seifenstückchen…“
Nicht genug damit: In Bologna findet die Verdi-Freundin in einem „uralten Schreibwaren- und Postkartenladen die Opern Verdis und Wagners auf Bildchen der Liebigs-Fleischextrakt-Serien“. Immer wieder neue Überraschungen erlebt Heidenreich bei ihrer Spurensuche, die sie nach Roncole führt, das heute Roncole Verdi heißt, weil der Komponist dort geboren wurde, nach Busseto, wo er seine erste Frau heiratete, nach Mailand, wo das Konservatorium die Aufnahme des 18-Jährigen verweigerte aber heute seinen Namen trägt. In Sant’Agata, Verdis Landgut, liegt für sie noch Musik in der Luft, auch wenn der Flügel seit dem Tod des Meisters versiegelt ist. In Florenz erlebt sie den Falstaff ebenso wie die dänische Königin Margarete im schlichten Teatro Comunale und in Parma, dem „Mekka aller Verdiforscher“, ist sie dabei, als die Leonora in Il Trovatore ausgebuht wird.
Auch Montecatini und Venedig sind Stationen dieser Spurensuche, nicht immer ist die Suchende glücklich mit dem, was sie findet, doch ihrer Begeisterung für Verdi (und Italien) tut das keinen Abbruch und so zitiert sie mit ansteckender Begeisterung aus Werken über den Komponisten und macht den Lesern Mut, ihre Gedanken fliegen zu lassen. Zwischendurch hätte man sich ein bisschen weniger Heidenreich und ein bisschen mehr Italien gewünscht. Auch eine Chronik oder eine kleine Routenbeschreibung im Anhang hätten dem Buch gut getan. So ist es eine Einladung zum Schwelgen in schönen Bildern und Verdi-Nostalgie. Aber was will man an grauen Wintertagen mehr?
Info: Elke Heidenreich/Tom Krausz, Flieg Gedanke… Eine Reise durch Verdis Italien, Frederking & Thaler, 210 S., 39,90 Euro, ISBN-13: 978-3894056834