Im Zeitalter des Massentourismus haben auch die Berge ihr Mysterium verloren, sind zu Spielplätzen verkommen, möbliert mit Restaurants, Seilbahnen und Klettersteigen. Selbst das Dach der Welt, die Achttausender des Himalaya, werden als Reisepaket angeboten. Dabei waren die Berge den Menschen seit jeher heilig.
Die griechischen Götter wohnten auf dem Olymp, die Arche Noah strandete am Berg Ararat, Moses empfing die zehn Gebote am Berg Sinai, Hindus und Buddhisten pilgern zum heiligen Berg Kailash und Mohammed empfing auf dem Berg Hira’ die Offenbarung. Lutz Maurer und Markus Reich versuchen in dem reich bebilderten Buch „Hoch und heilig: Berge in den Religionen und Mythen der Welt“ den Lesern wieder etwas zu vermitteln vom Geheimnis der Berge, von der Sehnsucht nach einer Größe, welche die Seele berührt, ein Stückchen Himmel auf Erden.
Der Journalist Maurer (Jahrgang 1941) und der Bergsteiger Reich (Jahrgang 1970) haben dafür die Welt bereist vom Sinai über den Kilimandscharo bis zum Himalaya, vom Olymp über den Mont Ventoux bis zu den heiligen Bergen der Indianer in Nord- und Südamerika. Sie haben erstaunliche Bilder mitgebracht und große Geschichten – vom Glauben der Berge versetzt bis oder vom Juanita, dem Inka-Mädchen, das aus dem Eis kam. Sie waren mit Neugier unterwegs, vor allem aber auch mit Ehrfurcht vor einer Natur, in der die Menschen sich Gott oder den Göttern näher fühlen.
Bilder von versehrten Bergen fehlen, auch wenn im Text die Veränderungen, die unsere Zeit mit sich brachte, durchaus angesprochen werden. Abgebildet sind die Bilder-Buch-Berge, die noch eine Ahnung von der ihnen zugeschriebenen Heiligkeit vermitteln und gerade deshalb passt dieses Bilder-Buch von den Bergen so gut in diese besinnliche Zeit, es regt an zum Reisen im Kopf, macht Lust auf neue Erfahrungen, auf Begegnungen mit anderen Kulturen – und regt zum Nachdenken an.
Info: Lutz Maurer/Markus Reich, Hoch und Heilig – Berge in den Religionen und Mythen der Welt, Styria, 216 S., 29,95 Euro, ISBN 978-3222132520