(Buch)
Autor: Christopher Paolini
Verlag: cbj Erschienen am: 2008-10-25 Seiten: 864 ISBN: 3570128059 |
Wir hätten es uns ja denken können, als Christopher Paolini vor ein paar Wochen ankündigte, aus der Eragon-Trilogie eine Quadrologie machen zu wollen. Mit dem dritten Band, Brisingr, der gerade in englischer Sprache auf den Markt gekommen ist und der mit dem Titel „Die Weisheit des Feuers“ am 25. Oktober auch auf deutsch erscheint, ist der Kampf des jungen Drachenreiters Eragon gegen den Usurpator Galbatorix noch lange nicht zu Ende. Denn Paolini kann es nicht lassen, in die Welt von Alagaesia einzutauchen.
Das mag daran liegen, dass Eragons Abenteuer „in gewisser Weise das Destillat“ von Paolinis Kindheitserinnerungen sind, wie der Autor selbst mutmaßt. Der schreibende Wunderknabe, der nie eine Schule besucht und Band 1 im zarten Alter von 15 Jahren verfasst hat, ist acht Jahre später ein gereifter Schriftsteller, der weiß, was er seiner Schöpfung – und den Fans – schuldig ist. Sein geregelter Tagesablauf – aufstehen, frühstücken, schreiben, ein bisschen Sport, Abendessen – sieben Tage die Woche, 52 Wochen lang, abgesehen von Festen wie Weihnachten oder Geburtstag lässt ahnen, dass sich Paolinis wirkliches Leben in der Welt der Fantasie abspielt. Dass Eragon und seine Drachin Saphira, Roran und Katrina, Arya und die Elfen, Nasuada und die Varden, ja selbst Eragons Halbbruder Murtagh und dessen Drache Thorn ihm die meiste Zeit näher sind als die Menschen seiner Umgebung – außer seiner Familie.
Und diese Faszination ist ansteckend. Auch im dritten Band des „Inheritance-Zyklus“ gelingt es Paolini spielend, die Leser in den Bann zu ziehen, sie so zu begeistern, dass sie bei der Lektüre ihren banalen Alltag vergessen und mit Eragon und Saphira in den Kampf ziehen und die uralten Schlachten der Menschheitsgeschichte schlagen: Gut gegen Böse.
Wie sein Schöpfer ist auch Eragon gereift, er ist kein kleiner Junge mehr, der sich etwas vormachen lässt. Er weiß, dass ganz Alagaesia auf ihn als eine Art Erlöser baut und mit jugendlichem Enthusiasmus kämpft er um seine Glaubwürdigkeit und Anerkennung. Wie viele andere Helden vor ihm wird auch Eragon durch Fehler klug und durch Scheitern stärker. Ohne Saphira freilich wäre der Drachenreiter nur ein halber Held. Es ist diese Symbiose von Drache und Mensch, die Paolinis Fantasy-Märchen so originell macht. Die beiden sind gegensätzlich, aber sie ergänzen einander vollkommen. Eragons Mitgefühl und Saphiras Unmenschlichkeit verbinden sich zu einem schier tollkühnen Kampfgeist, dem nicht einmal Galbatorix’ gefühllose Kampfmaschinen gewachsen sind. Die Beziehung zwischen dem jungen Mann und der jugendlichen Drachenfrau gibt dem Autor zudem Gelegenheit, die oft unerträgliche Spannung durch Ironie zu brechen und bei der Erzählung selbst großer Tragödien ein Zuviel an Pathos zu vermeiden.
Viel passiert auf diesen 650 Seiten: Eragon befreit Katrina und gibt sie Roran zur Frau, er gewinnt die Zwerge als Verbündete, erfährt, wer sein wahrer Vater ist und was Galbatorix wirklich stark macht. Endlich bekommt er auch das Schwert, das einem Drachenreiter angemessen ist, Brisingr, die Flamme. Aber um welchen Preis? Noch triumphiert der Usurpator trotz der blutigen Opfer der Verbündeten. Werden sie es in gemeinsamer Anstrengung schaffen, ihn zu stürzen und die unterjochten Menschen und Drachen zu befreien? „Die Geschichte geht weiter und wird im vierten Buch enden“, verspricht Christopher Paolini. Könnte durchaus sein, dass er sich da irrt…
Info: Christopher Paolini, Brisingr – Inheritance Cycle Book 3, Random House UK, 650 S., 20,99 Euro
Ab 25.Oktober auf deutsch bei cbj unter dem Titel „Die Weisheit des Feuers”, 24,95 Euro