Auf brüchigem Eis: Michael Köhlmeiers „Idylle mit ertrinkendem Hund“

Im letzten Jahr hat er mit „Abendland“ ein monumentales Jahrhundert-Epos vorgelegt, das es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises schaffte. Diesmal begnügt sich der österreichische Autor Michael Köhlmeier mit der kleinen Form : „Idylle mit ertrinkendem Hund“ ist eine literarische Miniatur, die nur scheinbar eine banale Geschichte erzählt.

Ein auch nur scheinbar weltfremder Lektur besucht den Autor in seiner Abgeschiedenheit und reißt ihn und seine Frau aus der der täglichen stumpfen Routine, die geprägt ist von der Erinnerung an den Tod der Tochter. Der Verlust hat das Ehepaar einander entfremdet als kämen sie „aus verschiedenen Ländern“. Dann ist da diese Geschichte mit dem streunenden Hund, der dem Lektor folgt als gehöre er zu ihm, und ihn plötzlich wieder allein lässt. Wie ein Gesandter aus einer anderen Welt. Und genau dieser Hund bricht ins Eis ein.
Die Rettung des Hundes wird für den Autor zur Frage von Leben und Tod. Dabei nimmt er alles um sich herum wahr, „als wäre es zum letzten Mal“. Und doch ist dieser beinahe ertrunkene Hund, dessen Rettung er beinahe mit dem Leben bezahlt, nur der Auslöser für eine Erinnerungsflut, die Köhlmeier mit sich reißt. Ihn, der so nahe am Tod war packt „das Grauen vor der Rückkehr ins Leben“, und dahinter steht die Angst, die tote Tochter endgültig zu verlieren – durch Vergessen.
Kein dickes, aber ein großes Buch hat Köhlmeier geschrieben. Ein Buch über Verlust und Abschied und über die Hoffnung. 

Info: Michael Köhlmeier, Idylle mit ertrinkendem Hund, Deuticke, 109 S. , 12, 90 Euro.

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