Zur Berlinale vom 7. bis 17. Februar haben sich die Stars und Sternchen aus dem Filmgeschäft an der Spree angesagt. Doch auch wenn Sie nicht dabei sein können, wenn Madonna, die Rolling Stones & Co Hof halten, ist Berlin eine Reise wert. Das denken sich auch immer mehr Touristen aus aller Welt. Nach London und Paris ist Berlin das beliebteste Städtereiseziel. Für Hans Peter Nerger, den Geschäftsführer von Berlin Tourismus Marketing, kein Grund, sich zurückzulehnen. „Ziel ist, zumindest Paris einzuholen“, gibt er sich optimistisch. 2010 soll die deutsche Hauptstadt über 20 Millionen Touristen anlocken. Das sollte auch den Regierenden Bürgermeister der mit rund 60 Milliarden Euro hoch verschuldeten Metropole freuen. Immerhin eine Milliarde Steuern trägt der Tourismus schon jetzt zum Auffüllen des Stadtsäckels bei.
Klar, dass man den spendablen Kunden auch etwas bieten will. 2009 soll Europas größtes Riesenrad in Berlin aufgestellt sein. Das „Aussichtsrad“ nahe dem Zoologischen Garten wird 185 Meter hoch über das Häusermeer aufragen und einen tollen Überblick über die Stadt bieten, die nach eigenem Bekunden nie schläft.
Wie auch bei täglich 1500 Terminen, bei 175 Museen, drei Opernhäusern, sieben Sinfonieorchestern, rund 130 Theatern und Ensembles? Bei einer Unzahl von Clubs, Bars, Kneipen und Restaurants? Aber keine Angst, Sie müssen ja nicht alles mitmachen und sollten sich auch Zeit nehmen, ein bisschen Berliner Luft zu schnuppern.
Eine kleine Rundfahrt gefällig? Lassen Sie das Auto lieber zu Hause, wenn Sie noch keine Umweltplakette haben. Seit Anfang des Jahres ist Berlin auf einer Fläche von 88 Quadratkilometern Umweltzone, das ist der gesamte innere S-Bahnring. Hier dürfen nur Fahrzeuge unterwegs sein, die bestimmte Abgasstandards einhalten. Steigen Sie also lieber in den Bus 100 oder 200, der an den bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt entlang fährt. Kostet grade mal 2,10 Euro und mit der Berlin Welcome Card ist die Fahrt sogar umsonst. Die Welcome Card bietet Ihnen die Möglichkeit, Berlin mit nur einem Ticket zu er-fahren und sich zugleich mit dem praktischen Berlin-Guide zu informieren und zu orientieren. Zu Preisen ab 16,50 Euro (für 48 Stunden) ermöglicht die Card freie Fahrt in den Bussen und Bahnen und viele Ermäßigungen bei Touren, kulturellen Einrichtungen u.a (Infos: www.berlin-welcomecard.de ).
Sie haben spezielle Vorlieben. Hier sind einige Tipps für Berlin-Erlebnisse.
* Wenn Sie mit dem Zug ankommen, können Sie als erstes den „Bahnhof des Jahres 2007“ bewundern. Der eine Milliarde teure Berliner Hauptbahnhof gilt als Europas größter und modernster Umsteigebahnhof. Und rund um den trendigen Hauptbahnhof haben sich jede Menge trendiger Galerien angesiedelt.
* Seit 2006 hat Berlin es schriftlich, dass Design groß geschrieben wird. Als erste deutsche Stadt fand Berlin Aufnahme in das globale Netzwerk der kreativen Städte „Creative Cities Network“ der Unesco und erhielt den Titel „Stadt des Designs“. Modemacher, Fotografen, Architekten, Designer und bildende Künstler aus aller Welt haben sich in Berlin angesiedelt. Über die neuesten Trends informiert der DESIGNMAI vom 22. bis 31. Mai. Wer allerdings mit offenen Augen durch die Szeneviertel Mitte, Prenzlauer Berg, Kreuzberg geht oder sich in den kleinen Querstraßen links und rechts des Kudamms umschaut, findet überall kleine ambitionierte Läden und Galerien. Auf 20 000 Quadratmetern bietet Stilwerk, das Kaufhaus an der Kantstraße/Ecke Uhlandstraße alles zum Thema Einrichtung und Design. Im Wedding hat sich ein ganz neues Modezentrum etabliert. Der neueste Trend ist übrigens Ökomode. Immerhin sieben Modeschulen sorgen dafür, dass der Stoff für neue Mode-Ideen nicht ausgeht.
* Nicht nur der Berlinale wegen ist Berlin Filmstadt. Wie sehr die Stadt dem Medium Film verbunden ist, zeigt eine zweieinhalbstündige Filmtour mit dem Videobus, die am Potsdamer Platz startet und für 19 Euro pro Person eine Reise in die Filmgeschichte von „Emil und die Detektive“ bis „Das Leben der Anderen“ anbietet: www.videobustour.de
Wem das rollende Kino nicht genügend Einblicke verschafft, der kann sich im Filmmuseum am Potsdamer Platz in die Filmgeschichte vertiefen, Diven wie Marlene Dietrich begegnen oder sich bis April in der Sonderausstellung „Wenn ich sonntags in mein Kino geh“ in die Tonfilmoperette entführen lassen. Eintritt 6 Euro: www.filmmuseum-berlin.de
*Das waren noch Zeiten als Iggy Pop und David Bowie in Berlin residierten. MaerzMusik, das Festival für aktuelle Musik vom 7. bis 16. März lädt zu einer Klangreise in kaum bekannte musikalische Welten ein. Berlin will wieder ein bekannter Musikstandort werden, nicht nur mit Musicals. Derzeit läuft noch Mamma Mia, das Musical rund um die Hits der Schwedenband Abba. Bis Ende März können sich Musicalliebhaber auch noch am Tanz der Vampire delektieren – im Theater des Westens. Munter wie selten zuvor ist die Clubszene. In den Clubs, Bars und Discos geht allnächtlich die Post ab. Heißer Szene-Tip ist der Dinnerclub Bangaluu in Berlin Mitte hinter der historischen Fassade eines alten Postamts. Hier speist man liegend auf riesigen weißen Betten und kann sich dabei durch alle Kontinente essen. Wer mag kann nach dem kulinarischen Happening noch so richtig abtanzen: www.bangaluu.com Auch auf der Kreuzberger Seite der Spree ist Dinner & Dance angesagt. Zur absoluten Szene-Hochburg vor allem beim jungen Publikum hat sich Friedrichshain entwickelt. Weniger gestylt dafür umso lebendiger und immer wieder neu sind hier die Kneipen und Bars. Fast schon etabliert wirken dagegen die hippen Treffpunkte, die das Szenepublikum rund um Prenzlauer Berg und Kulturbrauerei anziehen. Eine Renaissance erlebt derzeit das multikulturelle Kreuzberg bei den Nachschwärmern. Infos zum Nachtleben unter www.visitBerlin.de
* Ein anderer Blickwinkel gewünscht. Bitte sehr: Berlin vom Wasser aus. Neun Reedereien gibt es in der Stadt und von der Innenstadttour bis zur Fahrt nach Stettin oder Hamburg jede Art von Wassererlebnis. Auf dem Teltow Kanal etwa kann man rund um Berlin schippern. Ganz aktuell: im Sommer macht Berlin Venedig Konkurrenz. Dann sollen Wassertaxis auf den städtischen Wasserstraßen unterwegs sein. Wasserflugzeuge gibt es schon. Infos zu Schiffrundfahrten bei der Berlin Tourist Information. Sie können die Stadt aber auch per Rad oder Roller entdecken. Geführte Radtouren kosten 10 Euro: www.fahrradstation.de Roller, Quads oder FunCAr: www.Scooter-Rent.de
* Vor 60 Jahren sorgten die Amerikaner mit ihren Rosinenbombern dafür, dass die Berliner unter der Blockade der Sowjetunion nicht verhungerten. Die Luftbrücke auf dem Flughafen Tempelhof schrieb Geschichte. Zum Jubiläum ist ein 50er-Jahre-Abflug mit dem Rosinenbomber geplant und ausgerechnet im Jubiläumsjahr droht dem geschichtsträchtigen Flughafen die Schließung: Am 31. Oktober soll Tempelhof dicht machen trotz Gunter Gabriels Aufforderung „Hände weg! Von Tempelhof“ Letzte Gelegenheit also, den City Airport in Betrieb zu sehen.
Da war doch noch was. Ach ja, Knut, der kuschelige kleine Eisbär. Der ist inzwischen zu einem kräftigen Kerl herangereift mit pubertären Launen aber immer noch ein Besuchermagnet. Und der Berliner Zoo ist seinem Aushängeschild dankbar, konnte er doch seine Besucherzahlen bärig steigern, um 20 Prozent. Den großen Knut live können Sie im Zoo sehen und alles über ihn erfahren Sie unter www.zoo-berlin.de
Bliebe noch zu sagen, dass die Berliner Hotelszene mit ausgefallenen Häusern wie Propeller Island in aller Welt Schlagzeilen macht und dass Gourmets in der „Hauptstadt der Gourmetküche“ die Qual der Wahl haben: Mit zwölf Michelin-Sternen und elfmal drei Hauben kann in Deutschland keine andere Metropole konkurrieren. Berlin ist immer eine Reise wert, nicht nur zur Zeit der Internationalen Tourismusbörse, wenn die Welt unter dem Funkturm zu Gast ist.