(Buch)
Autor: Wieland Freund
Verlag: Beltz Erschienen am: 2007-08 Seiten: 513 ISBN: 340779925X |
Jonas’ Welt ist klein; aber sie ist alles, was der zwölfjährige Bub hat: eine heruntergekommene Wirtstube, ein verdreckter Stall, ein mürrischer Wirt und eine warmherzige Wirtschafterin. Dass er all das verlassen soll, um das Erbe einer Frau – Clara – anzutreten, die er gar nicht kennt, erfüllt Jonas mit Furcht, die er auch auf den Überbringer dieser Botschaft, den Advokaten Peregrin Aber überträgt. Jonas soll das Herrenhaus Wunderlich erben, dabei weiß er nicht einmal, wer er ist: Jonas Nichts steht auf dem Zettel, den der Wirt ihm gegeben hat. Sein Name?
Der Mann, der den kleinen Jonas in das abgelegene Wirtshaus gebracht und den Zettel geschrieben hat, ist der stumme Kutscher Ruben, der jetzt ihn und den Advokaten zum Herrenhaus bringt. Klammheimlich hat er Jonas einen Zettel zugesteckt: „Egal, wer dich fragt! Du bist nicht 12. Du bist 13.“ Auch den Zettel verwahrt Jonas sorgsam. Zusammen mit seinem Namen und einem Kieselstein, der in seiner Fantasie zum Räuber Wieflinger gemacht hat und der ihm in der feindlichen Ferne noch gute Dienste leisten wird.
Natürlich ist der Junge aus dem Nichts im Herrenhaus nicht willkommen. Alma, die Schwester der verstorbenen Clara, hatte selbst mit dem Erbe gerechnet und der seltsam düstere Priester an ihrer Seite macht Jonas noch kleiner als er ist. Wie gut, dass Ruben ihm noch einen Zettel zugesteckt hat: „Ich beschütze dich“. Auch die Gegenwart der freundlichen Köchin Tabbi tröstet Jonas über den feindseligen Empfang hinweg.
Auf der Suche nach der wirklichen Clara stößt Jonas auf ein Bild, dass das junge Mädchen mit einem Puppenspieler und einer winzigen Puppe zeigt. Und beim Stöbern in den Zimmern der Schwestern findet er unter Almas Matratze versteckt einige Holzpuppen, die ganz unterschiedliche Charaktere verkörpern. Warum hat die alte Frau die Puppen versteckt und was treiben sie und der finstere Priester im Spielzimmer des Turmes, das für ihn verboten ist? Und warum darf er nicht 12 sein? Ruben gibt sich wortkarg. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, Jonas muss fliehen – in den Turm und durch den Schrank im verbotenen Spielzimmer.
Dahinter tut sich eine neue Welt auf, eine Welt, die auf Jonas gewartet zu haben scheint, damit er sie vor der tyrannischen Kaiserin und dem bösartigen Hirten rette.
Wieland Freund hat für seinen Jugendroman „Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts“ Anleihen bei einigen Klassikern genommen, so bei Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“, bei Michael Endes „Die unendliche Geschichte“, bei Carlo Collodis „Pinocchio“ und bei Jostein Gaarders „Das Kartengeheimnis“ und er hat daraus eine ganz neue spannende Geschichte gestrickt, die auf mehreren Ebenen stattfindet und zwischen Wirklichkeit und Fantasie oszilliert. Wer lässt die Puppen tanzen? Und wer spielt mit dem Puppenspieler?
Freund jedenfalls spielt lustvoll mit der Schöpfungsgeschichte und der Fantasie und lässt seinen Jonas großartige Abenteuer überstehen. Welche Rolle darin die Puppen spielen und welche Rolle Jonas selbst zukommt, das sei hier nicht verraten. Nur soviel: ohne den Wieflinger hätte er noch größere Probleme gehabt.
Info: Wieland Freund: Die unwahrscheinliche Reise des Jonas Nichts, Beltz & Gelberg, 17,90 Euro