Der Schmied von Kochel: Quicklebendige Legende

Der Schmied von Kochel

Er war ein rechter Bayer, der Balthasar Mayer, der als Schmied von Kochel in die Geschichte einging. Seine Heldentaten sind Legende und wie er in der Sendlinger Mordweihnacht als 70-jähriger nur mit einer Keule bewaffnet, gegen die Österreicher und für Bayerns Freiheit focht, hat so manchen Maler inspiriert. Der sagenhafte Held hat auch einem legendären Wirtshaus seinen Namen gegeben.

Im „Schmied von Kochel“ tafelten einst Franz Josef Strauß, Romy Schneider und Johannes Heesters. Heinz Rühmann war Stammgast und das Haus gab die Kulisse her für Szenen aus dem „Weißen Rössl“ oder der Sissi-Filme. Doch dann wurde es still um das geschichtsträchtige Haus mit dem bekannten Namen, der auffallenden Lüftlmalerei und dem altbayerischen Flair.
Jetzt hat ein junger, umtriebiger  Koch das Traditionshaus aus dem Dornröschenschlaf gerissen. Herbert F. Russer (35) strotzt nur so vor Energie und Unternehmungslust und seine Frau Constance unterstützt ihn tatkräftig. Beide wollen den Hort bayerischer Gastlichkeit wieder aufleben lassen. Schon stehen wieder Nobelkarossen vor der Tür – was den autonarrischen Gastgeber  begeistert – und Freunde aus früheren Zeiten treffen im gemütlich-rustikalen Restaurant oder im lauschigen Biergarten mit neuen Gästen zusammen. Drei Wochen hat Russer das alte Haus renoviert „rund um die Uhr“.
Jetzt wirkt es zwar heimelig aber nicht mehr verstaubt. Die Zimmer sind klein aber gemütlich und in der urigen, holzgetäfelten Stube lebt bei regionalen Schmankerln und königlichem Bier bayerisches Selbstbewusstsein auf. „Lieber bayerisch sterb’n als kaiserlich verderb’n“ soll der hünenhafte Schmied gesagt haben, ehe er heldenhaft in den Tod ging. Wie gut, dass diese Zeiten vorbei sind. Heute sind auch Preußen im Schmied von Kochel gern gesehene Gäste, ist doch Herbert Russer auch in Mecklenburg-Vorpommern engagiert.
Doch sein Herz hängt am sagenumwobenen Haus in Kochel.
 Hier will er „das Edelbayerische ohne Chichi“ zelebrieren, wie er es bei Schuhbeck & Co gelernt hat. Russer ist schon viel rumgekommen in seinem noch nicht gar so langen Leben, er kochte im Leeberghof in Tegernsee und im Kurhaus Baden-Baden, leitete die Küche der Käfer Gastronomie im Berliner Reichstag und sorgte u.a. bei den Medientagen des Hauses Burda für feine Schmankerln. So kommt es, dass Promis zuhauf Russersche Küche genossen: Die Queen und Harrison Ford, Günter Jauch und Gloria von Thurn und Taxis, Vladimir Putin und Otfried Fischer, Veronika Ferres und Franz Beckenbauer, Sean Connery, Richard von Weizsäcker und Papst Benedikt, als er noch Kardinal Ratzinger war.
Jetzt also hat Russer das Szepter im Schmied von Kochel übernommen. Und da legt er strenge Maßstäbe an. Seine Leute müssen „Perfektion im Blut haben“. In der blitzsauberen Küche wird ohne High Tech, dafür „mit Herz und Hand“ gekocht. Von Experimenten wie der Molekularküche eines Ferran Adria hält Russer wenig, umso mehr von frischen, ländlichen Produkten. Die werden allerdings raffiniert verfremdet und veredelt zum Beispiel beim „getrüffelten Eräpfelschaumsüpperl mit gebackenen Weißwurstradl’n“ oder beim „Steckerfisch von Zander, Forelle und Saibling auf dreierlei Gemüsebeet mit am edeln Weißbierschaum glasiert“. Wer nicht ganz so fürstlich tafeln will, kann sich auch bodenständig-bayerischen Schweinsbraten zu günstigen Preisen schmecken lassen.
 „Die Kochkunst in allen Ehren, aber die Hütte muss voll sein“, gibt Russer die Richtung vor. Mit interessanten Packages wie einem Porsche-Wochenende und günstigen Einführungspreisen will er auch junge Leute für das alte Haus begeistern – und für die Umgebung. Den Herzogstand etwa, auf dem der bayerische Märchenkönig Ludwig seine Schlösser geplant haben soll. Nachempfinden kann man’s dem Kini: Wer hier oben sitzt, wo sich der Blick in den blauen Bergen verliert, den karibikgrünen Walchensee zu Füßen, der kann schon an Luftschlösser glauben. Carl Spitzweg hat die märchenhafte Aussicht gemalt und in seiner – eher kargen – Freizeit kommt auch Herbert Russer auf den Herzogstand und malt, was ihm am Herzen liegt. Malerwinkel heißt die Gegend in der Nähe von Murnau, der Keimzelle des Blauen Reiters. Gabriele Münter, Wassily Kandinsky, Franz Marc und ihre Freunde ließen sich inspirieren von einer selten schönen Landschaft: Seen, Wiesen, Wälder und Berge, die Farbe Grün in allen Schattierungen und blaue Stunden am Abend. Franz Marc setzte das Land und die Tiere in kräftigen Farben in Szene und machte sich  mit seiner Tier- und Farbsymbolik nicht nur Freunde bei den bodenständigen Bayern – 1914 hatte der Maler ein Haus in Kochel erworben. Späte Genugtuung: 70 Jahre nach seinem Tod wurde in einer umgebauten Villa am Kochelsee das Franz-Marc-Museum eröffnet und schnell zu einer Wallfahrtsstätte für Kunstinteressierte. Seit 2006 ist es wegen Umbaus geschlossen. Im nächsten Jahr soll dann das erweiterte Franz-Marc-Museum eröffnet werden. Herbert Russer plant schon ein neues Kultur-Package.
                    
Information:  Wohnen und essen kann man im neuen Schmied von Kochel aber schon jetzt zu günstigen Einführungspreisen. Das Drei-Tageserlebnis „Sommertraum“ etwa kostet pro Person 139 Euro und beinhaltet neben einigen Extras zwei ÜF im DZ, ein viergängiges Schmankerlmenü und ein fürstlich-bayerisches Abendmenü, den Ausflug auf den Herzogstand sowie den Eintritt in Schloss Neuschwanstein und Schloss Linderhof: Schmied von Kochel, Schlehdorfer Str. 6, 82431 Kochel am See, Tel. 08851/9010, E-Mail: info@schmied-von-kochel.de, www.schmied-von-kochel.de
          

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