Verdorrtes Land: Chris Wormersleys „Beraubt“

Wie ein Quilt wird diese Geschichte aus Einzelteilen zusammengeflickt – bis sie fertig ist mit Anfang und Ende. Dass alles daran falsch ist, stört in diesem abgelegenen, australischen Dorf nur den Jungen, der so zum Mörder seiner Schwester Sarah gemacht wird.

Quinn, der als Augenzeuge weiß, dass er keine Chance gegen die Gerüchte hat, die sich so wundersam zu einem Ganzen fügen, flieht aus dem Dorf – in den ersten Weltkrieg. Versehrt an Leib und Seele kehrt er zurück, um Gerechtigkeit zu fordern. Im Wald lernt er das seltsame Mädchen Sadie kennen, gleich alt wie seine Schwester damals. Sadie, die mehr weiß als für sie gut ist, wartet auf die Heimkehr ihres Bruders. Er soll sie vor den Nachstellungen des Sheriffs schützen, jenes Mannes, der auch Sarah auf dem Gewissen hat, der Quinns Onkel ist und der böse Geist des Dorfes. Die beiden Ausgestoßenen werden einander Bruder und Schwester. Sie teilen das Lebensnotwendige mit einander und sie machen sich in der ausgedörrten Landschaft, die sinnbildlich für die Gefühlsarmut der Täter steht, gemeinsam auf einen scheinbar aussichtslosen Feldzug. Der Australier Chris Womersley hat mit „Beraubt“ einen Roman von grandioser Wucht geschrieben – über ein Land in Unordnung, über menschliche Abgründe und eine nie versiegende Hoffnung.
Zitat: Australien war ein Übergangsland ohne Ordnung, in dem die Bäume gezwungen warn, zu wachsen, wo immer sie konnten. Ihre armen Wurzeln krallten sich in den Boden. Die Tiere waren plump und wankten oder watschelten. Selbst die Vögel sangen nicht, sondern meckerten, schrien und lachten eher wie eine Horde Irrenhausinsassen. Und oben immer dieser strahlende messerscharfe Himmel. 
Info: Chris Womersley, Beraubt, DVA, 308 S., 19,99 Euro 

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