Tor zur Tradition: Dwarika’s Hotel in Kathmandu

Draußen tobt der Verkehr wie überall in diesen asiatischen Staaten. Das Tuten der Hupen, das Schrillen der Fahrradklingeln, das Kreischen der Bremsen mischt sich zu einer endlosen Kakaphonie. Drinnen  herrscht himmlische Ruhe, untermalt von den „Sounds of Silence“: Vögel zwitschern, der Brunnen plätschert, der Wind rauscht in den Zweigen der Bäume. 
Wer durch das handgeschnitzte Tor in Battisputali tritt, befindet sich unversehens in einer anderen Welt.  Dwarika’s Hotel in Kathmandu ist ein ganz besonderer Ort, eine Oase inmitten der trubeligen Metropole, ein Hort echter Gastfreundschaft und ein lebendiges Museum dazu.

Ambica Shresta, die Hotel-Chefin, und ihre Tochter Sangita führen seit Jahren das Erbe des Gründers weiter und haben das Hotel zu einem einzigartigen Platz gemacht, den viele Gäste mit dem legendären Shangri-La, dem Paradies im Himalaja, gleichsetzen. Ein Stück vom Himmel haben die einen gefunden, den Garten Eden die anderen und manche glaubten sich in einem Traum, aus dem sie nie erwachen wollten.
Dieses Hotel ist mehr als ein exklusives Gästehaus. Gründer Dwarika Das Shresta wollte mit dem Bau der alten Tradition nepalesischer Schnitzkunst eine Heimat geben. Wie überall auf der Welt müssen auch in Kathmandu alte Häuser dem Neuen weichen. Doch Dwarika Shresta wollte nicht zusehen, wie eine Tradition unter der Abrissbirne zertrümmert wird. Kurzerhand sammelte er die von der Zerstörung bedrohten Schnitzereien, bewahrte sie vor dem Los, als Feuerholz oder Baumaterial   zu enden und häufte mit den Jahren immer mehr Schätze an. Um die geschnitzten Fenster, die Säulen, Türen und Balkone unterzubringen, beschloss er 1964, ihnen ein Heim zu bauen – das war die Geburtsstunde des Hotels, in dem eine sterbende Kunst wieder zum Leben erweckt wurde und einheimische Handwerker – Töpfer, Schnitzer, Ziegelbrenner –  eine neue Aufgabe fanden. „Mein Ziel ist es, eine Atmosphäre wie im 15. Jahrhundert wieder aufleben zu lassen, an einem Ort, wo Touristen und Nepali gleichermaßen das Gefühl des Originären haben. Das Hotel als kommerzielles Unternehmen ist nur das Mittel, meinen Traum zu finanzieren und nach vorne zu bringen“, begründete Dwarika sein Engagement. Als er 1992 starb, übernahmen seine Frau Ambica und Tochter Sangita das Erbe. Zwei neue Flügel kamen zum ursprünglichen Bau hinzu. 
Heute können die Gäste in den verschiedenen Häusern von Dwarika’s Hotel in Räumlichkeiten wohnen, die eines Fürsten würdig sind und aus Fenstern in den beschaulichen Innenhof schauen, wie man sie von den Palästen am Durbar Square kennt. Von den Tongefäßen fürs Duschgel in den großzügigen Bädern über die Kissenbezüge auf den ausladenden Betten und die schweren Vorhänge vor der Fensterfront bis zu den geschnitzten Bettpfosten atmet alles Tradition. „Dwarikas Geist schwebt über allem“, beschrieb ein Gast im Gästebuch seine Gefühle.
Erst letzte Woche hat Jimmy Carter die  Gastfreundschaft von Ambica Shresta genossen. Hillary Clinton war gerne hier ebenso wie Prinz Felipe von Spanien und Deutschlands Ex-Präsident Roman Herzog. Im märchenhaften Ambiente des Krishnarpan Restaurants aß Prinz Charles wie die Gastgeber mit den Fingern, erinnert sich die Hotelchefin. Im Krishnarpan kommt Tradition in allen Varianten auf den Tisch. Die einzelnen Gänge (bis zu 22), auf handgeschöpftem nepalesischem Papier aufgelistet, sind fein aufeinander abgestimmt und werden von Frauen in den unterschiedlichsten farbenfrohen Festgewändern serviert. Alles wirkt kostbar und wird mit Grazie kredenzt. Da fühlte sich nicht nur der Prinz von Wales königlich bedient.
Die unaufdringliche Aufmerksamkeit der Gastgeber ist den Gästen in diesem Hotel sicher im lauschigen Innenhof ebenso wie in der reich bestückten Bibliothek oder am herrschaftlichen Pool. „Wir wollen kein Museum sein“,  sagt Ambica Shresta, „die Häuser sollen leben und die Menschen sollen die Tradition erfahren können und die Ruhe spüren.“  Ein bisschen wundert sie sich über die (wenigen) russischen Gäste, die „nur ins Hotel kommen, um am Pool zu liegen oder die Bar leer zu trinken“. Aber natürlich sind für die Gastgeberin aus Leidenschaft auch diese Gäste Könige. „Dwarika’s ist ein Platz, wo die Vergangenheit auf die Gegenwart trifft und wo die Fantasie einer Wirklichkeit begegnet, in der das Herz Nepal berührt“,  schrieb ein Engländer ins Gästebuch. Er hat Ambica Shresta aus dem Herzen gesprochen.     

Info: Das Hotel verfügt über 72 Zimmer und Suiten, zwei Restaurants und zwei Bars.  DZ in der Hauptsaison 230 Dollar, Frühstück 11 Dollar, Lunch 13 Dollar. Krishnarpan-Menü (16 Gänge): 31 Dollar.
Adresse: Dwarika’s Hotel, Battisputali, Kathmandu, Nepal, E-Mail: info@dwarikas.com, www.dwarikas.com
            
 

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