Topfblumen des Grauens: Jörg Juretzkas „Alles total groovy hier“

Da will einer aufklären, wo sein vermisster Kumpel mit einer Menge Geld abgeblieben ist, strandet samt naivem Mitfahrer  auf einem Aussteiger-Campingplatz im sonnen-verdorrten Spanien und entgeht nur knapp einem gewaltsamen Tod. So weit so banal. Doch was Jörg Juretzka daraus macht, hat durchaus Format.

So abgefahren hat noch selten einer über die Probleme unserer Zeit
geschrieben als das wären: Illegale Müllverklappung, Fremdenhass, das
Schicksal der Bootflüchtlinge aus Afrika und die Flucht in die Esoterik
oder die Drogen. Dazu noch ein giftiges Erbe aus der Nazizeit, renitente
weil unerwünschte Zigeuner, Helden, die keine sind, und solche wider
Willen. Das Ganze gut geschüttelt, mit deftigem Sex und einem gehörigen
Schuss Empörung gewürzt. Und als ob das noch nicht genug wäre ein
Showdown, der jedem Horrorfilm die Show stiehlt. Alles in einer Sprache,
die hart an der Grenze zur Obszönität entlang schrammt aber
erstaunlicherweise nie kippt. Jörg Juretzka aus Mülheim an der Ruhr
liefert mit dem achten Fall seines schrägen Helden Kristof Kryszinski
irrwitzige „Topfblumen des Grauens“. Und das Schlimmste: Soweit weg von
der Wirklichkeit ist der Krimi „Alles total groovy hier“ wohl nicht.  

Info: Jorg Juretzka, Alles total groovy hier, Unionsverlag metro, 249 S., 9,90 Euro.

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