Tanz zwischen den Zeiten: Zoran Drvenkars „Der letzte Engel“

Nun also auch Zoran Drvenkar. Der gebürtige Kroate, der mit seinen Jugendromanen immer am Puls der Zeit war, hat sich mit „Der letzte Engel“ auf eine Fantasy-Trilogie eingelassen, in der er die Engel wieder zum Leben erweckt. Ein ehrgeiziges Projekt, zumal Drvenkar nicht nur mit den unterschiedlichsten Zeitebenen arbeitet, sondern auch mit verschiedenen Perspektiven.

Am leichtesten würde man den Roman wohl verstehen, wenn man am Ende noch einmal den Anfang läse. Denn Zoran Drvenkar katapultiert seine Leser erst einmal ohne Netz und doppelten Boden in eine Zeit jenseits unserer Zeit. So allmählich versteht man: Es sind zwei alte Damen und ein russischer Zar, die das Tor zu den Engeln wieder öffnen wollen. Und es sind Anhänger der Gebrüder Grimm, die sie daran hindern wollen. Denn „es gibt Geschichten, die dürfen nicht erzählt werden, weil sie die Welt verändern und nichts mehr ist, wie es vorher war.“
Was das alles mit Motte zu tun hat, der eines Tages die Mail bekommt, dass er morgen tot sein wird? Und mit Mona, die einem Massaker entgeht? Das kristallisiert sich erst ganz langsam heraus und ist nur für diejenigen erkennbar, die genau lesen und alle Knoten dieses komplizierten Erzählnetzes entwirren. Denn es geht munter hin und her in den Zeiten, zwischen den Erzählern und zwischen Gut und Böse. Es wird gekämpft und gemordet was das Zeug hält, wobei alle Parteien davon überzeugt sind, das Richtige zu tun.
Zoran Drvenkar findet abgründige Bilder für seine Geschichte, und er löst die Spannung zwischendurch mit lakonischen Einsichten Mottes und seines Freundes. So oszilliert der Roman zwischen furchterregender Grausamkeit, märchenhaften Geschehnissen und schnoddrigen Kommentaren. Man darf gespannt sein, wie der Autor seine Geschichte um Motte und Mona weiter spinnt. Es bleibt auf jeden Fall interessant!
Info: Zoran Drvenkar, Der letzte Engel, cbj, 448 S., 16,99 Euro, ab 13

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