Reise in die jüdische Geschichte

Tausende Juden verlassen Frankreich, weil sie sich nach Attentaten und Mordanschlägen nicht mehr sicher fühlen. 70 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz lebt in Europa neuer Antisemitismus auf. Verfolgung scheint das Schicksal der Juden von Anfang an. Das erzählt eindrücklich das Hörbuch „Sefarad Hören“, das in der Kategorie Bestes Sachhörbuch für den Hörbuchpreis 2015 nominiert wurde. Antje Hinz hat sich mit der langen, schwierigen Geschichte der sefaradischen Juden vertraut gemacht, die auf der iberischen Halbinsel (hebräisch Sefarad) eine Blütezeit erlebten – bis zu ihrer Vertreibung und Verfolgung unter den katholischen Königen Isabella von Kastilien und Ferdinand II. von Aragon 1492, in dem Jahr, in dem Columbus in die Neue Welt aufbrach. Umrahmt von traditioneller und neuer sefaradischer Musik wird im Hörbuch durch die Schauspielerin Anne Moll die wechselvolle Geschichte der Sefarden lebendig – bis zur sefaradischen Renaissance heute. So erfahren die Hörer, warum viele Juden im 15. Jahrhundert unter massivem Druck zum Christentum konvertierten und doch als „Marranen“ nie richtig akzeptiert wurden. Sie erfahren aber auch, wie die Sefarden im Orient Zuflucht fanden, wie sie in der Neuen Welt siedelten und immer wieder hoffnungsvoll eine Zukunft aufbauten. Vieles, was die Juden über Jahrhunderte erleiden mussten, erinnert an das, was derzeit im Nahen Osten und in Afrika passiert. Auch deshalb ist dieses Hörbuch so wichtig. Und weil es den Anteil jüdischer Denker an unserer Kultur vor Augen führt: Vorgestellt werden unter anderen der Religionskritiker Baruch de Spinoza, der Sänger Georges Moustaki oder auch der Schriftsteller Elias Canetti.

Info: Sefarad hören – Eine jüdische Zeitreise, CD mit Booklet, Silberfuchs-Verlag, 24 Euro, ISBN 978-3-940663-32-4

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