Odyssee in Latium: Peter Schneiders Roman „Skylla“

Skylla
(Buch)
Autor: Peter Schneider
Verlag: Rowohlt, Berlin
Erschienen am: 2005-04
Seiten: 312
ISBN: 387134432X

Die Sehnsucht nach der Sonne Italiens treibt viele Deutsche dazu, sich in ihrem Urlaubsland häuslich niederzulassen. Und viele wissen ein Lied davon zu singen, mit welchen unvorhergesehenen Problemen sie im Süden konfrontiert werden. Der Berliner Anwalt und junge Familienvater Leo Brenner kennt solche Erfahrungen und doch lässt er sich ­ getrieben von seiner ebenso schönen wie rätselhaften Frau Lucynna ­ auf das Experiment eines Hausbaus ein, auf einem Hügel in Latium, in den Lucynna sich auf den ersten Blick verliebt hatte.

Es schert sie nicht, dass Einheimische von einem Fluch sprechen, der auf diesem Hügel liege. Mit Elan stürzt sich das junge Paar in das Abenteuer Hausbau, unterstützt von selbst ernannten italienischen Freunden, die den Bauherrn beinahe in den Ruin treiben. Doch während der Bauarbeiten stößt die archäologisch bewanderte Lucynna ­ sie war in erster Ehe mit einem Archäologie-Professor verheiratet ­ auf ein Mosaik, das Odysseus und seine Gefährten in der Meerenge zwischen Skylla und Charybdis zeigt. Der Fund könnte einen Wettstreit zwischen zwei Archäologen um die Rekonstruktion einer Skylla-Statue entscheiden. Doch Lucynna will ihren Schatz, an dem sie mit einer für Leo nicht nachvollziehbaren Besessenheit hängt, nicht aus der Hand geben. Während sie immer mehr in die mystische Welt der antiken Sagen eintaucht, wird Leo mehr und mehr in die Geschichte der verfeindeten Familie hineingezogen, die den Hügel an ihn verkaufte. Aus ferner Studentenvergangenheit taucht auch noch ein alter Bekannter auf, der ihn mit einem Bombenanschlag in Verbindung bringen will. Als ob das noch nicht Probleme genug wären, verschwindet das Mosaik und Lucynna macht eine rätselhafte Verwandlung durch ­ ganz so als würde das Ungeheuer Skylla in ihr Wiederauferstehung feiern.\x0e.\x0e.Peter Schneider (Der Mauerspringer, Paarungen) versucht in „Skylla”, uralte Mythen mit den ganz alltäglichen Dramen von heute in Verbindung zu bringen, den antiken Seefahrer Odysseus mit modernen Touristen und das Ungeheuer Skylla mit dem ewig Weiblichen.
Entstanden ist ein Roman, der zwischen Skylla und Charybdis irrt und sich nicht so recht entscheiden kann zwischen sommerlich leichter Urlaubslektüre, Kriminalroman und Fantasy. Trotzdem: Die Odyssee der deutschen Familie in Latium beschert dem Leser eine teilweise höchst vergnügliche, manchmal allerdings reichlich mysteriöse Lektüre. Lilo Solcher

Peter Schneider, Skylla, Rowohlt Berlin, 313 S., 19,90 ¤

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