Nachlese von der ITB: Reisebranche im Höhenflug

Optimistische Reiseanalyse

Deutschland ist mit weitem Abstand immer noch das beliebteste Urlaubsland der Deutschen und Berlin eine der beliebtesten Städte weltweit.

Deutschland ist mit weitem Abstand immer noch das beliebteste Urlaubsland der Deutschen und Berlin eine der beliebtesten Städte weltweit.

Gerade mal elf Prozent der Deutschen wollen in diesem Jahr gar nicht verreisen. Laut der aktuellen Reiseanalyse wollen ebenso viele aber in diesem Jahr für ihren Urlaub mehr ausgeben als noch im Vorjahr. 55 Prozent haben auch schon feste Reisepläne. Schon im letzten Jahr erreichte die Zahl der Reisen Rekordniveau: 55 Millionen waren fünf Tage und länger unterwegs, hinzu kamen 76 Millionen Kurzreisen mit einer Dauer von zwei bis vier Tagen. Mit einem Marktanteil von 30 Prozent blieb Deutschland das Lieblingsziel der Deutschen, gefolgt von Spanien und Italien sowie der Türkei und Österreich. Wachstum gab es in den Segmenten Städtereisen, Wellness, Kreuzfahrt, Winterurlaub in der Sonne und Familienferien. Dafür sank die Lust auf Gesundheitsreisen und an Winterurlaub im Schnee. Alarmierend für die Reisebüros: Online-Buchungen wachsen von elf Prozent im Jahr 2005 auf mittlerweile 31 Prozent. Auch die Pauschalreise muss Federn lassen, sie verliert in diesem Zeitraum sechs Prozent und schrumpft von 48 auf 42 Prozent. Und Social Media spielen auch bei Urlaubsreisen eine wichtige Rolle, wobei gerade mal zwei Prozent Negatives ins Internet stellen. Das Thema Nachhaltigkeit bleibt im Fokus, sollte aber möglichst wenig Kosten verursachen, wobei immerhin 40 Prozent der Urlauber die Verantwortung bei sich selbst sehen. Für Urlaubsforscher Martin Lohmann „eine große Chance“, mehr nachhaltige Angebote auf den Markt zu bringen, seien die Touristen doch flexibel, anspruchsvoll, kompetent und multi-optional.

Filmkulisse Bayern

Auf den Spuren von Kommissar Kluftinger geht's auch zum mystischen Alatsee

Auf den Spuren von Kommissar Kluftinger geht’s auch zum mystischen Alatsee

Ein Netzwerk für „Set-Jetter“ zur Förderung des Films und des Film-Tourismus hat Bayern entwickelt. Dazu gibt es eine „Movie-Map“ mit 40 Drehorten (www.filmkulisse-bayern.de) Verzeichnet darauf auch schon das Lise-Meitner-Gymnasium in Unterhaching, Drehort von „Fack ju Göhte“ und die Tatorte von Kultkommissar Kluftinger. Der Freistaat dient häufig als Filmkulisse für nationale und internationale Produktionen. 2013 wurden hier 26 Kinofilme und 60 TV- Produktionen gedreht.

Wandertrilogie im Allgäu

Die Wiesengänger kommen in der Allgäuer Wandertrilogie ebenso auf ihre Kosten wie die Himmelsstürmer.

Die Wiesengänger kommen in der Allgäuer Wandertrilogie ebenso auf ihre Kosten wie die Himmelsstürmer.

Ein „Leitprojekt von europäischem Rang“ bringt das Allgäu mit der Wandertrilogie auf den Markt. Auf drei Ebenen – Wiesengänger, Wasserläufer, Himmelsstürmer – und in 23 Etappen lassen sich 876 Kilometer „Naturschatzkammern“ erwandern: Wasserreiche, Panoramalagen, Urkrafttäler, Glückswege und mehr. Für das drei Millionen Euro teure Projekt, das nach fünf Jahren Planung mit 33 Partnern an den Start geht, wurde die Allgäukarte neu geschrieben. „Richtfest“ ist am 24. Juli in Missen-Wilhams, wo Carl Hirnbein, der als Begründer des Allgäu-Tourismus gilt, geboren wurde: http://www.allgaeu.de

Ein Nationalpark im Grünen Süden

Romantisch: Sonnenuntergang im dunklen Tann des Schwarzwalds.

Romantisch: Sonnenuntergang im dunklen Tann des Schwarzwalds.

Am 1. Januar wurde der Schwarzwald Nationalpark, der erste in Baden-Württemberg. Der neue Nationalpark zwischen Baden-Baden und Freudenstadt rund um den Ochsenkopf und den Ruhestein ist 10 062 Hektar groß und soll den Besuchern einzigartige Naturerlebnisse ermöglichen. Unter dem Motto „Eine Spur wilder“ bietet das erste Jahresprogramm der neuen Nationalparkverwaltung Besuchern ein vielfältiges Angebot an Touren, Führungen und Informationsveranstaltungen -von Nachtwanderungen auf der Suche nach Eulen über Erlebnis-Touren am Wilden See bis hin zu Themenwanderungen zum Verhältnis von Kunst und Natur. Der Nationalpark ergänzt die Angebote für einen naturnahen Tourismus im Ländle, die im Rahmen des Projekts „Grüner Süden“ gebündelt und vermarktet werden: http://www.schwarzwald-nationalpark.de, http://www.tourismus-bw.de

Südtirol lässt erzählen

Südtirol lässt erzählen.  Einer, der das besonders gut kann, ist Reinhold Messner, der hin und wieder auch mit Touristen wandert.  Hier unterwegs unter dem Rosengarten.

Südtirol lässt erzählen. Einer, der das besonders gut kann, ist Reinhold Messner, der hin und wieder auch mit Touristen wandert. Hier unterwegs unter dem Rosengarten.

Südtirol hat Berge, Seen, Wein und gutes Essen, aber auch ein durch Natur, Kultur und Geschichte geprägtes Lebensgefühl. Genau das soll auch den Urlaubern vermittelt werden. Auf http://www.wasunsbewegt.com erzählen ausgewählte Südtiroler ihre ganz persönliche Geschichte, berichten über ihre Pläne, den Alltag und ihre Ziele im Leben. Alle drei Monate widmet die Website sich einem neuen Leitmotiv: Zum Einstieg geht es bei „Tradition reloaded“ um den Kontrast und das Zusammenspiel zwischen gelebter Tradition und modernen Ideen. Ab Juni beschäftigen sich die Beiträge mit verschiedensten „Lebensmustern“. Dass die Südtiroler in der Welt zu Hause und dennoch mit ihrer Heimat verankert sind, zeigt ab September das Motiv „Über die Grenzen“. Und passend zum Jahreswechsel erzählen von Dezember bis Februar 2015 „Wegbereiter“ ihre Geschichte.

Auf Friedenspfaden durchs Trentino
Nicht als „Business“ will das Trentino die Erinnerung an den 1. Weltkrieg sehen, der vor 100 Jahren die Welt in eine Katastrophe stürzte. Der Friedenspfad, der Parco della Pace und das Museo Storico Italiano della Guerra di Rovereto sollen vor allem auch junge Leute für den Frieden sensibilisieren. Schützengräben, Stellungen, Galerien und Barackenlager an der Frontlinie des Weltkriegs lassen die Schrecken des Krieges nacherleben: http://www.trentinograndeguerra.it

Reise nach Moldawien
Zu „Europas Reiseziel Nummer 1 abseits der ausgetretenen Pfade“ hat Lonely Planet vor wenigen Monaten Moldawien gekürt. Ein Hot Spot des internationalen Tourismus ist die einstige Sowjetrepublik und heutige Republik Moldau nicht gerade. Aber allmählich entdecken immer mehr Touristen das Land mit seiner unberührten Natur und ursprünglichen Gastfreundschaft, mit seinen orthodoxen Klöstern und mit Gagausien, dem Siedlungsgebiet der turko-bulgarischen Minderheit mit ihrer ganz eigenen Kultur. Fast ein Viertel der 3,4 Millionen Moldawier lebt in der Hauptstadt Chisinau. Staatssprache ist Rumänisch: http://www.moldawien.de

Große Pläne in Myanmar

Novizenfeiern wie hier in Nyaung OO, wo die kleinen Mädchen auf Ochsenkarren fahren, zeigen die Verbundenheit der Menschen in Myanmar mit der Tradition.

Novizenfeiern wie hier in Nyaung OO, wo die kleinen Mädchen auf Ochsenkarren fahren, zeigen die Verbundenheit der Menschen in Myanmar mit der Tradition.

Der Tourismus steckt in Myanmar noch in den Kinderschuhen, aber das lange Zeit abgeschottete Land boomt. Seit der Öffnung vor drei Jahren drängen Touristen und Geschäftsreisende nach Myanmar, die touristische Infrastruktur platzt aus allen Nähten. Kein Wunder: Statt der erwarteten 910 000 Gäste kamen 2013 mehr als zwei Millionen, davon 55 Prozent Individual- oder Pauschalreisende. Und die Neugier scheint ungebrochen. Ein im September verabschiedeter Masterplan soll das Land bis 2020 in eine nachhaltige touristische Zukunft führen: http://www.myanmar.travel

Charmeoffensive in Indonesien

Es muss nicht immer Bali sein, auch die Hauptinsel Indonesiens, Java, hat viel zu bieten wie die Tempel von Prambanan.

Es muss nicht immer Bali sein, auch die Hauptinsel Indonesiens, Java, hat viel zu bieten wie die Tempel von Prambanan.

Dass Indonesien mehr ist „als ein Teil von Bali“ will das Inselreich den Urlaubern künftig besser vermitteln. Dazu plant Indonesien eine Charmeoffensive, mit der es sich als nachhaltige Destination darstellen will. Zu entdecken gibt es viel: von den 17 500 Inseln sind immerhin 6044 bewohnt. Im größten muslimischen Land der Welt leben 300 Ethnien, die über 700 Sprachen sprechen. Dschungel, Strände, Meere, Vulkanlandschaften und Kulturdenkmäler locken immer mehr Touristen ins Inselreich. Bis 2015 sollen deshalb 24 neue Flughäfen die bisherigen 217 Airports ergänzen und dabei helfen, die 16 Tourismusziele in weniger besuchten Regionen, die vom Tourismusministerium ausgemacht wurden, zu erschließen: http://www.tourismus-indonesien.de

Vielfalt in Mexiko

Mexiko, das diesjährige Partnerland der ITB, ist vor allem wegen seines Maya-Erbes bei Touristen beliebt.

Mexiko, das diesjährige Partnerland der ITB, ist vor allem wegen seines Maya-Erbes bei Touristen beliebt.

Nicht ganz unproblematisch sind Reisen in Mexiko, dem diesjährigen Partnerland der ITB. Der blutige Drogenkrieg hat dem Land schlechte Schlagzeilen beschert. Trotzdem boomt der Tourismus vor allem in den Regionen, die als sicher gelten. Das liegt auch an der Vielfalt Mexikos, wo die Kultur der indigenen Völker, der Azteken oder der Maya bis heute im Alltag präsent ist aber in den Städten auch quirlige Modernität herrscht, vor allem in Mexiko-Stadt, der „gastronomischen Hauptstadt Mittel- und Südamerikas“: http://www.visitmexico.com

Mongolei wird ITB-Partnerland

Gastfreundliche Mongolei: die Übernachtung in einer Jurte ist ein besonderes Erlebnis.

Gastfreundliche Mongolei: die Übernachtung in einer Jurte ist ein besonderes Erlebnis.

2015 wird ein aufstrebendes Tourismusziel Partnerland der ITB werden: Die Mongolei, die mit dem Slogan „everything but ordinary“ (alles außer gewöhnlich) gut beschrieben sieht. Sie wirbt mit der faszinierenden Kultur der Nomaden, den endlosen Steppen und den uralten Traditionen, die bis auf den legendären Dschingis Khan zurückgehen.

 

Das Letzte

Beste Aussichten für das Reisejahr 2014 wurden auf der ITB prophezeit. Unterm Funkturm feierte sich die Branche trotz Krisen und Katastrophen.

Beste Aussichten für das Reisejahr 2014 wurden auf der ITB prophezeit. Unterm Funkturm feierte sich die Branche trotz Krisen und Katastrophen.

Frühling ist’s und auf der ITB hat man alljährlich das Gefühl als würden Wörter ausgesät auf dass sie wachsen und gedeihen. Vor einigen Jahren war es das Wort Nachhaltigkeit, das reichen Ertrag brachte und heute in aller Munde ist. 22 Prozent der Deutschen, so die Reiseanalyse, achten nach eigenen Angaben schon darauf und gar 61 Prozent würden auf Nachhaltigkeit achten, wenn sie gratis zu haben wäre, den eigenen Urlaubswünschen nicht entgegenstünde oder wenn es mehr Angebote gäbe. Die allerdings gibt es wie der TO DO! Wettbewerb für nachhaltige Tourismusangebote zeigt oder in diesem Jahr die Verleihung der Goldenen Palme von Geo Saison, bei der das Forum anders reisen mit seinen nachhaltigen Angeboten abräumte. In diesem Jahr wurde wieder so ein Wort hinausgeblasen in die Welt: Storytelling. Bei den Bayern, bei den Allgäuern und bei den Südtirolern werden nicht mehr Geschichten erzählt. Mit Storytelling will man künftig die Urlauber ködern, möglichst noch cross-medial. Klingt einfach besser, trendiger. Genauso wie Erlebnisraum-Design oder Landingpage. Beides lässt sich wohl am besten über Storytelling erklären. Mal sehen, welche Früchte die diesjährige ITB-Aussaat 2015 trägt.

 

Es gibt bisher keine Kommentare.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert