Luis Fernando Verissimos „Meierhoffs Verschwörung“

„Die Meierhoff-Gruppe hat überall auf der Welt Leute. Die Meierhoff-Gruppe ist Herr der ganzen Welt. Hast du das noch immer nicht kapiert?”
Der junge Journalist ist fasziniert von den Geschichten des Polen. Ja, er ist süchtig danach, fast so süchtig wie nach Chauasca, dem Tee, der Reisen möglich macht „ohne die Matratze zu verlassen”. Fast so süchtig wie nach Serena, der zweifarbigen Schönen mit der Stimme aus Seide. Eigentlich wollte er ja über halluzinogene Drogen schreiben und seinem Chefredakteur beweisen, was in ihm steckt. Aber dann kam dieser Pole dazwischen, der in Hatoums Kneipe zum Inventar gehört, und der gegen ein Gläschen Schnaps jedem seine Geschichte erzählt. Die Geschichte einer angeblichen Weltverschwörung. Der Journalist spitzt die Ohren und wittert die Story seines Lebens. Aber was hat er wirklich gehört in dem Redestrom des Josef Teodor, was hat er wirklich gesehen im Delirium des Chauasca? Und was genau ist „Meierhoffs Verschwörung”, so der Titel des Romans. Hat Dr. Curtis wirklich ein Virus entwickelt, das „die Erde von den überflüssigen Rassen” säubern sollte? Und Josef, der Pole, war er eine Art Waffe der Verschwörung, der Torpedo?
Luis Fernando Verissimo gibt keine Antwort auf derart banale Fragen. Der Großmeister des literarischen Rätselkrimis nimmt den Leser mit auf eine irrsinnige Reise an den Rio Negro und zu den Nebenflüssen der Nebenflüsse der Nebenflüsse seiner Nebenflüsse. Dorthin also, wo im Flüstern des Mondes alles eins wird, Traum und Wirklichkeit. Wo die Fantasie Horrorgestalten gebiert und der Verstand sich im „Rumoren der Galaxien” verliert. Und während der Journalist von Saft zu Saft mehr und mehr abtaucht in die verstörenden Untiefen der Verschwörung, während er die Tage in den Armen Serenas und den Fängen des Chauasca verträumt, taumelt der Leser von einem Rätsel zum nächsten, blitzen Lösungen auf und verschwimmen wieder. Das Ende kommt wie vorhergeahnt -­ ernüchternd. Denn nach 154 süchtig machenden Seiten würde man am liebsten noch einmal so viele lesen.

Luis Fernando Verissimo, Meierhoffs Verschwörung, Droemer, 154 S., 14,90 €

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