Im Zukunftsland

Gut gemeint ist auch daneben. Martin Walkers „Zukunftsthriller“ Germany 2064 ist ein gutes Beispiel für die Wahrheit, die hinter dieser Volksweisheit steckt. Der schottische Autor, mit seinen Krimis um „Bruno, Chef de police“ bekannt geworden, aber auch Mitglied eines globalen Think Tanks, hat versucht, in seinem Buch, beide Professionen zusammenzubringen und ist grandios gescheitert. Statt sein durchaus imponierendes Wissen in einem Sachbuch zu bündeln, verzettelt er sich in einem mit heißer Nadel gestrickten Krimi-Plot, das nicht nur logische Brüche aufweist, sondern nie so recht zu fesseln vermag. Das liegt auch an den Personen, die so blutleer bleiben als wären sie selbst kaum anders als die vermenschlichten Roboter, um die es in diesem Buch auch geht. Fast schon peinlich platt ist die Liebesgeschichte zwischen dem Kommissar und seiner hochintelligenten ehemaligen Studienkollegin, die sich als Professorin in Robotertechnologie einen Namen gemacht hat. Für die Aufklärung des Krimis um gestohlene Krebsmedikamente, das Verschwinden einer jungen Sängerin und Wirtschaftsspionage bleiben am Ende nur wenige Seiten – und eher schwache Erklärungen. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass Walker zu viele Fäden in die Hand genommen hat und sie mittendrin nicht mehr entwirren konnte. Schade. Denn die Ideen hinter dem fadenscheinigen Krimi könnten durchaus interessante Denkanstöße liefern.
Da wird vieles angesprochen, was heute aktuell ist: Die Schulen setzen auf kreativen Unterricht, die Landwirtschaft kommt ohne Pestizide aus, die Lebenserwartung ist gestiegen, die CO²-Emissionen sind auf einem Tiefstand, es gibt selbstfahrende Autos und Roboter, die die Arbeit machen. Deutschland ist europaweit Vorbild, auch wenn sich viele Menschen dem bequemen Leben in den hochtechnologisierten urbanen Zonen verweigern und lieber in den „Freien Gebieten“ ein alternatives Leben führen. Jedem Kapitel stellt Walker zudem Auszüge wissenschaftlicher (hin und wieder auch fiktiver) Texte voran, inklusive Quellenangabe – Anleitungen zum Weiterdenken. Zur Utopie taugt das Buch auch nicht, dazu ist Walker zu nah dran an der Gegenwart, wobei die Analyse aktueller Probleme mit Blick auf die Zukunft durchaus reizvoll ist.

Info: Martin Walker, Germany 2064 – Ein Zukunftsthriller, Diogenes, 432 S., 24 Euro

 

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