Grüße vom Paten

Mario Puzos Mafia-Epos „Der Pate“ wurde auch in Originalschauplätzen auf Sizilien gedreht. In vielen Bergdörfern ist die Mafia-Legende höchst lebendig. Eine Spurensuche.Was wäre Savoca ohne den Paten? Ein kleines Gebirgsnest. Malerisch ja. Aber doch keine Touristen-Attraktion in dem an spektakulären Landschaften und Kulturgütern reichen Sizilien. Der Blick ist das eine: Häuser, die sich an steile Felswände krallen, Adlerhorsten gleich. Dazwischen grün bewachsene Hügel wie die Zacken eines Drachenschwanzes und dahinter der Blick auf das grünblaue Meer in der Bucht von Taormina. Die Erinnerung ist das andere: Wie 1972 Francis Ford Coppola mit seiner ganzen Filmcrew anrückte und den Ort vereinnahmte.
Der Film nach dem Buch von Mario Puzo hat Savoca berühmt gemacht ­ und andere Orte auf Sizilien ebenfalls. Doch in Savoca lebt der Pate weiter wie sonst nirgends. Dank Maria d’Arrigo und ihrer Bar. Hier erinnert alles an den Paten, die Bilder an den Wänden, die Zeitungsausschnitte, die Souvenirs ­ und die Granita. Die machte Maria am liebsten für den Regisseur Coppola. „Wir waren fast wie eine Familie,” erinnert sich die 87-Jährige wehmütig an die Zeit, als Hollywood nach Savoca kam. 22 Tage blieb das Filmteam vor Ort und wohnte im Haus von Maria. Sie zog in die Nähe ihrer Bar, die im Film eine wichtige Rolle spielt. In der Bar Vitelli begegnet Al Pacino, alias Michael Corleone, seiner künftigen Frau Apollonia und auf der Terrasse macht er ihr auch den Heiratsantrag. Die Kirche S. Lucia von Savoca war dann Schauplatz der Filmhochzeit.
Maria, in deren dickem Zopf das Schwarz noch überwiegt, kramt in ihrem Erinnerungsschatz. Wenn sie an die Filmleute zurückdenkt, beginnen ihre Augen zu funkeln und die Lachfalten um ihren Mund werden tiefer. Der Regisseur hat ihr imponiert und Al Pacino hat ihr gefallen („Nur schade, dass er kein italienisch sprach.”). Es war ihr Cousin Pedro Perrone, ein in die USA ausgewanderter Schauspieler, der den Ort und seine Cousine für den Film ins Spiel brachte. Vor zwei Jahren ist dieser Cousin gestorben ­ im Alter von 101 Jahren. Maria hat gute Aussichten, genauso alt zu werden. Zu ihrem 80. Geburtstag würdigte der Bürgermeister ihre Verdienste um den Tourismus und heute noch steht sie täglich von acht bis acht in ihrer Bar.
Auch Ernesto, der Reiseführer, hat noch Erinnerungen an die Dreharbeiten. Damals führten seine Eltern ­ die Mutter kam aus Dresden ­ das Hotel Internationale in Taormina. Der kleine Ernesto musst sein Bettchen räumen, weil Coppolas kleine Tochter darin schlief. Baby Sofia war der kleine Junge, der im Film getauft wurde. Mittlerweile ist Sofia Coppola selbst eine gefeierte Regisseurin („Lost in Translation”).
So ändern sich die Zeiten. Aber nicht in Forza d’Agro. Vor der Kathedrale, die das baufällige Örtchen dominiert, wurde ein Teil der Hochzeitsszene gedreht. Drumherum scheint die Zeit still zu stehen. Den Weg hinauf zur Festung begleiten bröckelnde Fassaden und eingestürzte Häuser. Manche werden gerade in mühseliger Handarbeit wieder aufgebaut. Mittags schweben die Klänge des Ave Maria vom Kirchturm durch die alten Gassen. Und in der Bar Eden bewundern ein paar Touristen die Bilder von den Dreharbeiten zum Paten.
Das Castello degli Schiavi in Fiumefreddo ist 700 Jahre alt und ein Kleinod des italienischen Barock. Doch weltberühmt wurde es erst als „das Haus des Paten”. Vor diesem Haus explodierte die Limousine, in der Apollonia saß und vor diesem Haus fiel der alte Al Pacino tot vom Stuhl. Ein Porträt des jungen Schauspielers hängt im Salon des Hauses, das zwar bewohnt ist, aber wie ein Museum wirkt. Alles sieht aus, als sei seit Jahrzehnten nichts angerührt worden. Vor allem amerikanische Touristen wallfahrten hierher ­ zur Villa des Paten. Und die meisten sind genauso begeistert vom Charme des Ortes wie einst Mario Puzo. Das Castello, sagte der Autor, „ist genau das, was ich im Buch vor Augen hatte”.
Hier, außerhalb von Fiumefreddo, wurde die Fiktion Wirklichkeit und die Wirklichkeit Film. Die Geschichte des Paten ist auch nirgendwo so glaubhaft wie in Sizilien, dem Mutterland der Mafia.

Flüge nach Catania mit LTU, Air Berlin, Hapag-Lloyd. Wir waren mit Thomas Cook in Sizilien unterwegs. Auskünfte zu Sizilien im Reisebüro und bei Enit, Lenbachplatz 2, 80333 München, Tel. 089/51616880, E-Mail: info@enit-muenchen.de, www.enit.it

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