Emotionale Achterbahnfahrt: Oliver Uschmanns „Nicht weit vom Stamm“

Sven ist ziemlich am Ende. Einer der Jugendlichen, für die es zum Zeitvertreib gehört, Randale zu machen, andere zum Spaß zu verprügeln. Einer von denen, die sich mit Alkohol zu dröhnen, weil das Leben ohne die Droge nicht auszuhalten wäre. Dabei war einmal alles ganz anders. Bevor Svens Schwester Lina durch seine Unaufmerksamkeit beinahe ums Leben kam. Damals hatte der 14-jährige sogar einen Preis bekommen für sein Projekt einer Freizeitlandschaft.

Doch nach dem Unfall zerbricht Svens heile Welt. Der Junge wird nicht
damit fertig, dass er versagt hat, er kann nicht aufhören, sich selbst
zu bestrafen. Sein Vater, ein erfolgreicher Ratgeber-Buchautor, hat
keine Zeit, sich um ihn zu kümmern. Die Mutter ist überfordert. Nur Lina
hält zu ihm. Sie ist auch die einzige, für die Sven sich noch einmal
aufrappeln würde. Mit Lina teilt er den Traum vom australischen
Paradies. Doch während sie ihren Traum wahrmacht, rutscht Sven noch
tiefer in die Gosse. Bis seine Schwester bedroht wird. Nur eine Menge
Geld kann sie retten.
Da wacht Sven auf. Diesmal will er nicht noch
einmal versagen. Er wendet sich wieder seinen alten Schulfreunden zu, um
seinen Kindheitstraum zu verwirklichen. Plötzlich sieht er sich und
sein bisheriges Leben mit anderen Augen. Der Vater beobachtet Svens
Wandlung vom Prolo zum Profi mit Genugtuung. Alles sieht nach einem
Happy End aus, bis Sven eine böse Überraschung erlebt, die ihn an allem
zweifeln lässt, was er getan hat.
Oliver Uschmanns Roman über einen aus dem Gleichgewicht geratenen
Jugendlichen aus gutem Haus lässt auch sprachlich Abgründe ahnen, die
Jugendlichen zum Verhängnis werden können und führt die Ohnmacht der
Eltern angesichts eines zur Selbstdemontage entschlossenen Sohnes vor
Augen. Über das Ende dieser emotionalen Achterbahnfahrt lässt sich
trefflich streiten. Lesenswert ist das Buch allemal.
Info: Oliver Uschmann, Nicht weit vom Stamm, script 5, 522 S., 14,95 Euro

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