Ein Wochenende in Augsburg

Napoleon ist an allem Schuld. Er hat die einst glanzvolle Freie Reichsstadt den Bayern zugeschlagen. Seither liegt Augsburg im Schatten von München, das der älteren Stadt sogar das Attribut „nördlichste Stadt Italiens“ geklaut hat. Denn die Römergründung  und Renaissancestadt Augsburg hat nicht nur mehr Brücken als Venedig und mehr als 100 Brunnen, auf der Prachtmeile Maximilianstraße  mit ihren Innenhöfen herrscht den ganzen Sommer über südliches Flair.
Freitag
15 Uhr Einchecken – zum Beispiel im Romantikhotel Augsburger Hof, nahe
dem Mozarthaus (hier wurde Wolfgang Amadees Vater Leopold geboren) und
in Laufnähe zum prachtvollen Dom, dessen Ursprünge auf das
8.Jahrhundert zurück gehen. Eine besonders schöne Aussicht auf das
Domviertel verspricht das Dom Hotel in der ehemaligen Dompropstei. Am
schönsten ist der Blick aus dem Turmzimmer. Wer lieber mittendrin ist
im Geschehen, wählt das Steigenberger  Hotel Drei Mohren, noch immer
das beste Hotel am Platz mitten in der Maximilianstraße.
16 Uhr Der erste Spaziergang führt zum imposanten doppeltürmigen
Rathaus, um 1620 von Elias Holl erbaut und heute bedeutendster
Profanbau der Renaissance nördlich der Alpen. Der prunkvolle Goldene
Saal, bei dem verheerenden Bombenangriff in der Nacht vom 25. auf 26.
Februar 1944 völlig zerstört, wurde anlässlich des 2000. Stadtjubiläums
1985 mit viel Gold originalgetreu rekonstruiert und 1996 wieder
eröffnet. Heute gehört er zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der
Stadt (geöffnet täglich 10 bis 18 Uhr, Eintritt 2 Euro. Kostenlos ist
der Blick auf die Rathaus-Fassade vom Rathausplatz aus, den der
eindrucksvolle Augustus-Brunnen beherrscht.
20 Uhr Beim abendlichen Bummel über die Maximilianstraße fällt die Wahl
schwer: Italienische Restaurants und trendige Cafes wetteifern um die
Gunst der Stadtbummler. An den „Prachtbrunnen“ vergnügt sich die
städtische Jugend und vor den Kneipen genießen die Gäste den lauen
Abend bis in die Nacht. Besonders romantisch kann man im frisch
restaurierten Antoniushof das Abendessen genießen. Im Cisa kommt
niveauvolle leichte Küche auf den Tisch.
23 Uhr Wer jetzt noch unternehmungslustig ist, hat’s nicht weit zum
Nachtleben. Die Maximilianstraße bietet sich regelrecht zum Pubcrawl
an, zu einem Bummel von Kneipe zu Kneipe.  Von kleinen Clubs wie dem
„Peaches", dem „Liquid" oder dem „Café Max“ über Nachtcafés wie „Pow
Wow“ oder „Capitol“ bis zur hippen „Mahagoni Bar“ ist hier für jeden
Geschmack (und jedes Alter)etwas geboten.

Samstag
10 Uhr Auf zum Augsburger Stadtmarkt, im Sommer ein wahrer
Farbenrausch. Gärtner und Floristen bieten Früchte, Gemüse und Blumen
feil. In der Fleischhalle kann man ein Weißwurst-Frühstück einlegen, in
der Käsehalle beim Griechen ein Gläschen Wein zu Meze trinken.
Feinschmecker sollten bei „Wein und Käse“ am Ernst-Reuter-Platz
vorbeischauen. In dem engen Laden stapeln sich die Weine und quellen
die Kühltheken über mit Käsespezialitäten, Schinken, Salami und
Pasteten. Es riecht nahrhaft wie in einem französischen Gourmet-Laden.
Inhaber Christoph Bauer geht selbst auf Einkaufstour und lässt seine
Kunden gerne an seinen Entdeckungen teilhaben. Wer beim Shopping Wert
auf Originelles legt, kann getrost die Fußgängerzone Annastraße und
Bürgermeister-Fischer-Straße links liegen lassen. Trendige Läden und
kleine Boutiquen haben sich dagegen im alten Handwerkerviertel mit den
verschachtelten mittelalterlichen Häusern angesiedelt. Im „Lustgarten“
in der Weiten Gasse macht das Einkaufen doppelt Spaß, weil man in der
kleinen Bar auch gleich noch Kaffee trinken kann. Antiquitätenhändler
und Trödelläden gibt es in den verwinkelten Gassen an allen Ecken. Eine
süße Versuchung ist das winzige Cafe Bittersüß am Vorderen Lech. Edlen
Schmuck in malerischem Ambiente kann man in der Alten Silberschmiede in
der Pfladergasse bewundern. Wer’s lieber ausgefallen mag, sollte den
Weg in die Heilig-Kreuz-Straße nicht scheuen. Juwelier Erich Zimmermann
gehört mit seinen ebenso schlichten wie brillanten Kreationen zur
Designer-Elite der deutschen Goldschmiede.
12 Uhr Wer schon mal da ist, kann die Gelegenheit nutzen und einen
Blick in die schöne evangelische Heilig-Kreuz-Kirche mit der
kunstvollen Holzdecke werfen. Das Ensemble der großen katholischen und
der kleinen evangelischen Kirche ist typisch für die Stadt des
Augsburger Religionsfriedens. 
13 Uhr Eine kurze Rast tut jetzt gut, am besten im Hofgarten nahe dem
Dom, einer blühenden Oase im Herzen der Stadt, beliebter Treffpunkt von
Schülern und Studenten, wo man am kleinen Teich den Tag verträumen
kann. Wer mag kann sich auch aus dem Bücherregal einen Schmöker
„ausleihen“.
14 Uhr Frisch ausgeruht geht es jetzt zur Kiste, dem Museum der
Augsburger Puppenkiste in der Spitalgasse. Für viele Deutsche gehört
die Augsburger Puppenkiste zu ihrer Kindheit wie Lego oder der
Steiff-Bär. Mit „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“, „Kater
Mikesch“ oder „Urmel aus dem Eis“ hat  das Marionettentheater mit der
charakteristischen Kiste die Kinderherzen erobert. Wer eine der heiß
begehrten Vorstellungen miterleben und einen Blick hinter die Kulissen
werfen will, sollte sich frühzeitig um die Karten kümmern:
www.augsburger-puppenkiste.de
18 Uhr Der Besuch im Biergarten ist in einer bayerischen Stadt ein
Muss. Ganz romantisch ist es am Oblatterwall, wo schon Bert Brecht mit
seiner Bi geturtelt hat. Hier gibt es klassische Biergartenkost:
Wurstsalat, Brotzeit, Sulzen oder auch nur ein kühles Bier. Wer mag,
kann auch ein Boot mieten und Richtung „Fünffingerlesturm“ schippern,
der seit geraumer Zeit wegen eines Treppenanbaus die Augsburger Gemüter
erregt, was als Treppenwitz deutschlandweit Schlagzeilen gemacht hat.
20 Uhr Zwei Sterne leuchten seit neuestem über Augsburg. Klein aber
fein ist die Devise von Augsburgs Sternekoch Christian Grünwald im
Restaurant August in der Frauentorstraße. Seine Abend-Menüs mit
Spezialitäten wie Zitronenmarmeladenhaut-Canneloni mit Langustine und
gehobelter Entenleber inszeniert er als abendfüllendes kulinarisches
Programm mit bis zu 16 kleinen Geschmacksüberraschugnen. Tipp: Wegen
der wenigen Plätze unbedingt reservieren (Tel. 0821/35279).
23.30 Uhr Noch ein nächtlicher Abschiedsbummel gefällig?  Zum Beispiel
vorbei am roten Mozarthaus zum romantischen „Luginsland“, den Resten
der mittelalterlichen Stadtmauer. Und auf dem Heimweg noch ein
Schlummertrunk beim Puristen in der Volkartstraße, wo Matthias Möschl
die anerkannt besten Cocktails der Stadt mixt.

Sonntag
10 Uhr Sie haben die Wahl: Natur oder Kultur. Der Siebentischwald,
Augsburgs grüne Lunge am Lech lockt mit Botanischem Garten und Zoo. Im
wunderbar restaurierten Schaezler-Palais an der Maximilianstraße mit
dem frisch angelegten Rokokogarten kann man eine Zeitreise machen und
sich in die Augsburger Glanzzeiten zurückversetzen. Im goldglänzenden
Festsaal etwa soll die 14-jährige Marie Antoinette mit dem
französischen Dauphin, ihrem späteren Mann, ein Paar Schuhe
durchgetanzt haben. Unter den barocken Exponaten befinden sich Bilder
von Veronese, Canaletto, Van Dyck und Tiepolo. Das berühmteste Bild in
der Staatsgalerie alter Künstler ist ein Porträt Jakob Fuggers des
Reichen von Albrecht Dürer.
12 Uhr Im Fuggerjahr (550 Jahre Jakob Fugger der Reiche) lohnt es sich,
die Stadt auf Fugger-Spuren zu durchstreifen: Stationen sind die
Fuggerhäuser an der Maximilianstraße mit ihren lauschigen Innenhöfen,
die Fuggerkapelle in der evangelischen Sankt-Anna-Kirche in der
Annastraße und natürlich die Fuggerei, die älteste Sozialsiedlung der
Welt und eine der Hauptsehenswürdigkeiten Augsburgs. Die „Stadt in der
Stadt“ mit den sonnengelben Häusern wurde von Jakob Fugger dem Reichen
für in Not geratene Augsburger gestiftet. Der Bankier und Handelsherr,
der Kaiser, Könige und Päpste finanzierte, erbat sich von den
Bewohnern, drei Gebete am Tag für sein Seelenheil und das seiner
Familie. Dafür betrug die Jahresmiete gerade mal einen rheinischen
Gulden (0,88 Euro). Das zahlen die Bewohner im übrigen bis heute. Hinzu
kommen allerdings monatliche Nebenkosten von 65 Euro. Besucher zahlen 4
Euro Eintritt, ermäßigt 2 Euro und können dafür nicht nur im Museum die
Geschichte der Fuggerei nacherleben sondern sich auch im Bunker über
das Ausmaß der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und die
Wiederaufbauleistung informieren (geöffnet täglich von 8-20 Uhr)
14 Uhr Zum Abschluss noch was Süßes? Eine Augsburger Torte im Cafe Eber
am Rathausplatz mit Blick aufs Rathaus. Und danach ein Sprint auf den
Perlachturm. Nach 258 Stufen ist man oben und kann aus 70 Metern Höhe
auf das städtische Häusergewirr hinunterschauen (Öffnungszeiten täglich
10 bis 18 Uhr, Eintritt 1 Euro) oder den Blick über die Dächer
schweifen lassen bis zu den bayerischen Alpen – zumindest bei Föhn
scheinen die Berge zum Greifen nahe.

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