Die Sache mit der Wahrscheinlichkeit: Gabriel Roths „Gleichung mit einer Unbekannten“

Eric ist ein Nerd, ein Computergenie. Zwei Jahre, bevor Marc Zuckerberg Facebook gründete, hatte er eine Software entwickelt, die alles speichert, was der User im Netz macht – NSA lässt grüßen – und sie verkauft. Damit ist der 18-Jährige steinreich geworden. Nun sucht er neue Ziele für seine Hacker-Energie, die Liebe beispielsweise. 

Mit Maya findet er die Frau fürs Leben. Soweit, so gut. Doch Autor Gabriel Roth, der auch als Software-Entwickler gearbeitet hat, hat Erics Leben anders programmiert. Als Maya ihm anvertraut, dass ihr Vater sie missbraucht hätte, gerät die sorgfältig geplante Beziehung in eine Krise. Eric kann nicht anders als zu ergründen, was hinter Mayas Geständnis steckt. Das war schon in der Schule so. Damals, als er noch als Loser galt und sich aus purer Langeweile eine Liste der Mädchen angelegt hatte mit ihren Vorzügen und ihren Nachteilen. 
Doch Listen und Algorithmen helfen in so einer Lebenskrise nicht weiter, die Liebe lässt sich nicht programmieren – und das eigene Seelenleben erst recht nicht. Rückzugsmodus hin oder her. Zweisamkeit lässt sich nicht mit Wahrscheinlichkeitsberechung konstruieren: „Wir können uns nur wie weit entfernte Sterne sehen: indem wir das jahrealte Licht beobachten, überholte Informationen sammeln, Berechnungen anstellen und Rückschlüsse ziehen.“ 
Dass die auch falsch sein können, zeigt Gabriel Roth in seinem nur scheinbar leichtfüßigen aber hochaktuellen Debütroman. An dieser Gleichung mit einer Unbekannten scheitert das Computergenie.  
Info: Gabriel Roth, Gleichung mit einer Unbekannten, Diogenes, 322 S., 14,90 Euro   

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