Besuch bei Picasso in der Provence

Dieses Licht ist einfach anders, klarer, strahlender. Unter dem Frühlingshimmel holt sich die Cote d’Azur einen Farbenrausch in grün, blau, gelb und rot, als hätte die Landschaft zu viel Absinth getrunken. Das Grau der Stadtmauer und des ehemaligen Grimaldi-Schlosses in Antibes kontrastiert lebhaft mit dem Blau des Meers. Ein Bild an der Uferpromenade wie ein Destillat all dieser Eindrücke: „Nächtliches Fischen in Antibes“ hat Picasso das farbenfrohe Werk genannt.
Der große Maler hat 1946 ein paar Monate in Antibes/Juan les Pins verbracht und im ehemaligen Grimaldi-Schloss, das damals schon Museum war, seine Werkstatt aufgeschlagen. Heute trägt das wehrhafte Gebäude seinen Namen und beherbergt auch die 23 Bilder und 44 Zeichnungen, die Picasso während seiner Zeit in Antibes geschaffen und den Gastgebern hinterlassen hat.

Es muss eine glückliche Zeit gewesen sein, die Pablo hier mit Francoise Gilot verbracht hat – sie spiegelt sich in seinen Bildern, die heiter sind, kaum geprägt von den Schrecken des vor kurzem zu Ende gegangenen Krieges. Nur die Materialien verraten den Mangel:  Segeltuch, Bootslack, Sperrholz. Picasso nutzte alles, was er bekommen konnte. Lebensfreude strahlen die Bilder aus, die mit ihren tanzenden Faunen und Zentauren auf die griechische Mythologie und damit auch auf die Geschichte des alten Anti Polis (Antibes) verweisen. Das Meer ist das große Thema, immer wiederkehrend mit dem Symbol der Seeigel.
Zwei Jahre war das Museum geschlossen für eine umfassende Renovierung. Jetzt ist es dank Rampen und Aufzügen auch für Rollstuhlfahrer zugänglich. In diesem Jahr, das sich dem Thema „Picasso in der Provence“ widmet, wird das Picasso-Museum von Antibes neben seinen Schätzen auch Werke des Meisters präsentieren, die vor und nach seinem Aufenthalt im Grimaldi-Palast entstanden sind. Die Ausstellung „Picasso 1945-1949: die Zeit des Aufbruchs“ zeigt vom 28. März bis 28. Juni 150 Bilder zum Teil aus Privatsammlungen.
Dem Einfluss von Cezanne auf Picasso spürt eine Ausstellung in Aix-en-Provence nach: Vom 25. Mai bis 27. September stellt das Musee Granet 70 Picasso-Gemälde und 30 Bilder von Cezanne einander gegenüber. Herzstück des Picasso-Jahres aber wird die gleichzeitige Öffnung von Picassos Wohnsitz Schloss Vauvernargues sein. In diesem burgartigen Gemäuer am Fuß des Mont Sainte-Victoire nahe Aix lebte Picasso zwar nur von 1959 bis 1961, bis zu seinem Tod 1973 nutzte er es aber als Atelier; auf dem Schlossgelände liegt auch sein Grab. Catherine Hutin, die Tochter von Jacqueline Picasso, öffnet nun erstmals – und einmalig – einer breiten Öffentlichkeit die Tore zu Picassos privater Welt.  

Info: Antibes: Musée Picasso, Château Grimaldi, 4, rue des Cordiers, 06600 Antibes, Tel. 0033/492/905420, E-Mail: musee.picasso@ville-antibes.fr,  www.antibesjuanlespins.com
Eintritt:6 Euro. Vom 10. bis 27.März und vom 16. Juni bis 3. Juli ist das Museum geschlossen.
Aix-en-Provence: Musée Granet, Place Saint-Jean de Malte, 13100 Aix-en-Provence, Tel. 0033/442/528797, E-Mail: resagranet@agglo-paysdaix.fr, www.museegranet-aixenprovence.fr, Eintritt 10 Euro
Schloss Vauvenargues: Fremdenverkehrsbüro Aix-en-Provence 2, place du Général de Gaulle, 13100 Aix-en-Provence, Tel. 0033/442/161091, E-Mail: Cezanne-Picasso2009@aixenprovencetourism.com, www.aixenprovencetourism.com
Allgemeine Infos: Maison de la France, Zeppelinallee 37, 60325 Frankfurt am Main, Tel: 0900/157 00 25 (0,49 Euro/Min), E-Mail: info.de@franceguide.com, www.franceguide.com
Tipp: Nicht nur die Maler auch die Dichter waren von der Provence verzaubert. Wer also nicht nur schauen, sondern auch lesen will, dem sei der Kulturkompass fürs HandgepäckReise in die Provence“ aus dem Unionsverlag empfohlen. Für 9,90 Euro kann man sich durch Texte von Mistral bis Handke, von Petrarca bis Peter Mayle lesen. Und auch in den Briefen van Goghs stöbern und Sätze finden wie diesen: „Das Mittelländische Meer hat eine Farbe wie die Makrelen, also wechselnd, man weiß nicht recht, ist es grün oder violett, man weiß nicht recht, ist es blau, denn eine Sekunde später schimmert es rosa oder grau…“      
       

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