Auf Schwarzwaldhöhen im siebten Himmel

Hotel Dollenberg

Der Mountainbiker tritt noch fester in die Pedale. Geschafft. Endlich oben. Doch was ist das? Da, wo der Blick ins Tal am schönsten ist, stehen lange Tafeln, festlich gedeckt mit weißem Damast, mit Silber und Blumenschmuck. Köche mit weißen Kochhauben tragen auf, dass sich die Tische biegen und die Gesellschaft labt sich nicht nur am Kalbsrückensteak mit mediterranem Gemüse, sondern auch am Ausblick, einem der schönsten der Welt, wie Meinrad Schmiederer glaubhaft versichert.
Tischlein deck dich,” nennt der findige Hotelier seine Idee vom Schlemmen mit Ausblick. Seit 15 Jahren schon macht er den Gästen des Hotels Dollenberg Beine. Das Vier-Gänge-Menü im Freien ist Anreiz genug, um eine längere Wanderung, ja sogar 198 Stufen Aufstieg auf sich zu nehmen. 40 bis 50 Gäste bewirtet er zuweilen hoch droben auf dem Bauernkopf. Und wenn sie Schweiß gebadet auf der Höhe ankommen, haben die Heinzelmännchen des Hotels schon fleißig vorgearbeitet, die Tische gedeckt und den Sekt kalt gestellt. Nach dem Essen steht einem beschwingten Abstieg hinunter zum Fünf-Sterne-Hotel nichts mehr im Weg.
Es sind Aktionen wie diese, die dem Hotel Dollenberg ­ letztes Jahr Hotel des Jahres ­ und seinen Hotelier ­ Hotelier des Jahres 2004 ­ eine schier unglaubliche Auslastung von 90 Prozent bescheren. Und dem 52-jährigen Meinrad Schmiederer gehen die Ideen nicht aus: Der kleine Mann, der ein bisschen an Napoleon erinnert oder an Oskar Lafontaine, hat sein Hotel zu besten Sendezeit ins Fernsehen gebracht. Kurz vor der Lindenstraße können die Zuschauer einen Blick auf Schwarzwälder Luxus erhaschen und einen Aufenthalt im Relais & Chateaux-Hotel gewinnen. Wie er das gemacht hat? Schmiederer lächelt, genießt seinen Erfolg ­ und schweigt. Mitteilsamer wird er bei den anderen Dingen, mit denen er seinen Gästen einen erlebnisreichen Urlaub bescheren will. Erst im letzten Jahr hat er die Renchtalhütte auf dem Hang gegenüber eröffnet ­ eine richtige Hütte mit knarrender Treppe und viel Holz und trotzdem mit allem Komfort ausgestattet. Selbst an Werktagen drängen sich auf der Terrasse die Wanderer und wer sich hier einen Vesperkorb schmecken lässt, muss nicht vom Dollenberg kommen.
„Die Hütte ist ein Renner,” freut sich Schmiederer ­ und plant schon wieder Neues. Ein Amphitheater mit Rosengarten ist gerade im Entstehen als „Unterhaltungsplattform für die Gäste und als Kulturforum für die Region”. Den „Schwarzwald Blasmusik Pokal” will der Hotelier hier ausspielen lassen und vielleicht einmal das Schwarzwaldmädel aufführen, diese „geniale heile Welt”.
Schmiederer ist Schwarzwälder mit Leib und Seele. Der Dollenberg ist seine Heimat. Hier wurde er als Sohn eines Waldarbeiters geboren und träumte davon, ein Hotel zu bauen. Gegen den Willen der Eltern setzte er eine Kochlehre durch, begann mit 17 eine Lehre zum Hotelkaufmann im Hotel Bühler Höhe und studierte dann Betriebswirtschaft an der Hotelakademie in Heidelberg. Mittlerweile hatten die Eltern einen kleinen gastronomischen Betrieb eröffnet, der ihnen über den Kopf wuchs. Der Sohn sollte es richten. Und das tat er. „Ich hatte keine Straße, kein Geld, keine Gäste, aber Gottvertrauen,” erinnert Schmiederer sich an die Anfangszeiten, als er ­ schon damals Vermarktungsgenie ­ Ärzte, Handwerkern und Anwälte mit Postkarten zur Kalbshaxe oder zum Froschschenkelessen lockte. Das Direktmarketing funktionierte schon 1970.
Heute ist Schmiederer Herr über ein Fünf-Sterne-Haus mit 68 gemütlichen Suiten und Junior-Suiten und 200 Mitarbeiter (80 arbeiten für seine Kurhaus-Gastronomie in Baden-Baden). Damals war er Koch und Hotelier in Personalunion und dazu noch Bauherr. Gebaut wurde jedes Jahr, bis heute. Meinrad Schmiederer hat schon wieder große Pläne. 30 000 Kubikmeter Erde sollen demnächst bewegt werden. Dann soll auf dem Hügel über dem Hotel ein Badeteich entstehen ­ und eine Kapelle für stille Andachten und Feste. „Die erste Hochzeit wird die meine sein,” sagt der Hotelier und legt den Arm um eine die schlanke Taille einer großen Blondine. Birgit Günther ist nicht nur Hausdame, sondern auch Schmiederers Lebensgefährtin.
Die Familie spielt mit beim Erfolg des Hotels. Die Eltern arbeiten noch beide, Schwester Ulrike sitzt am Empfang und Schwager Martin Herrmann hat für das Hotel einen der heiß begehrten Michelin-Sterne erkocht. Im edlen Gourmet-Restaurant „le Pavillon” tischt der Maitre Finessen auf wie „Poeliertes Steinbuttfilet auf dicken Bohnen und Kräutersalat”, „Gebratene Bressetaube mit Pfifferlingcigarollo, Stampfkartoffeln und Barolojus” und solch köstliche Desserts wie „warme Zwetschgentarte mit weißem Schokoladeneis”. Wem das alles zu viel des Guten ist, der kann auch in der zünftigen Bauernstube oder auf der Terrasse des Restaurants speisen und sicher sein, dass die Sinne verwöhnt werden.
Der Hausherr scheint ohnehin allgegenwärtig. Er streift durch die Restaurants und begrüßt die Gäste, trinkt zwischendurch Kaffee mit dem Architekten oder Sekt mit dem Künstler, hält an der Rezeption nach neuen Gästen Ausschau und begleitet Stammgäste auf kleinen Wanderungen. „Ich brauche den Hautkontakt mit den Gästen,” gesteht der rastlose Hotelier, dem fünf Stunden Schlaf „völlig ausreichen”. Schließlich will er wissen, ob die Gäste sich in seinem Hotel wohlfühlen. Wäre er sein eigener Gast, würde er sich wie im siebten Himmel fühlen, sagt er ­ und schaut Birgit Günther an.

Hotel Dollenberg, 77740 Bad Peterstal-Griesbach, Schwarzwald, Tel. 07806/78-0, Fax 1272, www.dollenberg.de
Sieben Tage HP im DZ ab 654 ¤ in der Suite ab 1092 ¤. Bei sieben Tagen Aufenthalt ist das „Tischlein deck dich” am Mittwoch inklusive. Im September gibt es die Pauschale Weinwanderwochen. mit Picknick im Weinberg, Weinprobe, Kuchen und kostenfreiem Lunchbüffet. Ganz neu ist die Folg-Woche vom 21. bis 28. August ab 894,50 ¤ in Zusammenar beit mit dem Golfclub Gröbernhof.

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