Am Rand der Realität: Antje Wagners „Vakuum“

Es könnte ein Horror-Roman sein. Allein
die Vorstellung, dass man plötzlich allein auf der Welt ist – alles
noch da, nur keine Menschen – ist schon schrecklich genug. Und dann noch
dieser alles verschlingende Nebel, der sich in unterschiedlichsten aber
immer aggressiven Formen manifestiert. „Vakuum“ heißt das neue Buch von
Antje Wagner, die schon mit „Unland“ und „Schattengesicht“ eine ganz
eigene Sprache gefunden hat.
Fünf junge Menschen stellt sie in den Mittelpunkt ihres spannenden Romans. Alle haben ein dunkles Geheimnis, das sie tief in sich begraben haben und das Antje Wagner im ersten Teil nur andeutet. Sie kennen einander nicht, und doch haben alle irgendwann das Gefühl, eine Situation schon einmal erlebt zu haben. Was ihnen in diesem tödlichen Nebel klar wird, ist, dass sie zusammenhalten müssen. Und dann macht der erste, Hannes, den Deckel auf, erzählt, warum er schuldig geworden ist – durch Unterlassung. Damit weist er den anderen den Weg.
Während sie bekennt, dass sie zur Mörderin geworden ist, erkennt Tamara, warum sie so brutal reagiert hat. Auch Alissia wird mit ihrem anderen, ihrem dunklen Selbst konfrontiert. Gemeinsam loten die Jugendlichen die eigenen Abgründe aus, und entlarven ihre Lebenslügen. Nur, wenn sie sich ihren Fehlern stellen, sind sie fähig, dem Nebel Widerstand zu leisten. Und dann? Was wird aus den fünf Freunden?
Am Ende gelingt Antje Wagner noch eine Überraschung, die existenzielle Fragen aufwirft. Was ist das wahre Leben? Gibt es ein echtes Leben im falschen? Hat die Realität ein Spiegelbild? Und wo sind die Schnittpunkte? Viele Fragen, die zum Nachdenken anregen. Auch das ist das Verdienst dieses bemerkenswerten Buches. 
Info: Antje Wagner, Vakuum, Bloomsbury, 366 S., 14,99 Euro, ab 14 

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