FTI: 25 Jahre im Wechselfieber

25 Jahre ist in unserer schnelllebigen Zeit schon viel und im Tourismus, wo neue Veranstalter ebenso schnell verschwinden wie sie aufgetaucht sind, noch mehr.  Dietmar Gunz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Frosch Touristik GmbH (FTI), hat also Grund zum Jubel. Denn die in München angesiedelte FTI steht heute besser da denn je. Das war so nicht zu erwarten, stand der Veranstalter doch schon am Abgrund, nachdem er vom englischen Konzern Airtours Group PLC übernommen worden war.

100 Millionen Pfund hatte Airtours 2000, einem touristischen Boomjahr, für den bayerischen Veranstalter bezahlt. Damals verließ FTI-Mitbegründer Dietmar Gunz das Unternehmen. Doch das englische Gastspiel währte nur kurz. Im Krisenjahr 2003, das der Touristik nach Terroranschlägen, Irakkrieg und Sars eine dicke Delle bescherte, kaufte eine Investorengruppe um Gunz das ins Trudeln gekommene Unternehmen von dem inzwischen in My Travel Group umbenannten Konzern zurück – laut Brancheninsidern für einen Euro.
Damals hieß es, My Travel beende sein Engagement auf dem deutschen Markt. Inzwischen hat sich auch da einiges getan. Nach der Elefantenhochzeit im Februar 2007 zwischen Thomas Cook und My Travel entstand die Thomas Cook PLC mit Unternehmenssitz in London und einem Umsatz von zwölf Milliarden Euro der zweitgrößte Touristikkonzern Europas.  Auch Marktführer TUI hat sich inzwischen nach England orientiert und nach der Fusion  mit dem britischen Unternehmen First Choice Holidays 2007 die TUI Travel gebildet. Mit einem Umsatz von 18 Milliarden Euro pro Jahr ist TUI Travel die größte Touristikgruppe der Welt. 
FTI ging den umgekehrten Weg und das mit Erfolg. Im Geschäftsjahr 2006/07 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 729 Millionen Euro und im Jubiläumsjahr rechnen die Manager mit einem zweistelligen Umsatzwachstum. „Das richtige Timing und Gespür für den Markt“, sind für Gunz die wesentlichen Faktoren, die das Wiedererstarken der Marke möglich machten. Nicht zu unterschätzen ist auch die Spürnase des mittlerweile 49-jährigen Reisefuchses, der Lücken im Angebot der Marktführer wittert und sie umgehend mit eigenen Offerten füllt.
Eine eigene Fluggesellschaft war so eine Idee: 1999 hob Flyfti ab und flog Ziele im Mittelmeerraum und in Westafrika zu günstigen Preisen an. 2001 endete der Höhenflug, der Flugbetrieb wurde eingestellt. Ganz rund läuft es auch bei den Marktführern mit ihren Fluglinien nicht. 2002 gründete die TUI die Billigfluglinie Hapag Lloyd Express (HLX) als Tochterfirma, 2005 wurde der Name TUIfly als Dachmarke etabliert. HLX verschwand vom Himmel, die schwarz-weißen Flugzeuge wurden in TUI-Blau umlackiert. So etwas gab’s auch schon bei Condor, als die C&N Touristik (aus Condor und Neckermann) durch Übernahme der Thomas Cook Holding zur Thomas Cook AG wurde. Unter dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Stefan Pichler, der übrigens in Augsburg Wirtschaft und Recht studiert hatte, wurde die Chartergesellschaft in Thomas Cook Airline umbenannt, die Flieger wurden umlackiert. Nur das für viele unverständliche Anhängsel „powered by Condor“ erinnerte noch an die Herkunft. Auch das ist Vergangenheit. 2004 kehrte man im Konzern zur Traditionsmarke zurück. Doch Condor kommt nicht aus den Schlagzeilen. Nachdem sich die Übernahme des Ferienfliegers durch Air Berlin zerschlagen hat, steht eine Fusion mit der Lufthansa-Tochter Germania und TUIfly im Raum.
Für FTI sind solche Scharmützel nicht von Bedeutung. Der Veranstalter bedient sich aus einem großen Airline-Angebot und fliegt mit Air Berlin ebenso wie mit Condor oder einem der großen internationalen Liniencarrier. Und Lücken füllt Gunz immer noch gerne. Kalabrien war so eine Lücke und mit dem Reiseshoppingkanal sonnenklar.TV wagte sich FTI ins Fernsehen. Jetzt, im 25. Jahr des Bestehens, sieht Gunz die Zeit für einen eigenen Lateinamerika-Katalog gekommen und will die Kunden im Tangoschritt erobern – natürlich mit dem „breitesten Angebot“ auf dem deutschen Markt. Bescheidenheit ist für den Herzblut-Touristiker keine Zier. Als fünftgrößter deutscher Reiseveranstalter sieht er sich durchaus auf Augenhöhe mit Wettbewerbern wie TUI, Thomas Cook, der Rewe Group und Alltours.  

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